Foodtrucks, Restaurants, Franchise-Betriebe und Counter in Betriebsrestaurants: Insgesamt 29 Standorte machen den Spezialisten für originales Thai-Fast-Casual-Essen, Kaimug, hierzulande zum Marktführer in dieser Sparte. Jetzt will das Unternehmen seine Präsenz in Betriebsrestaurants weiter ausbauen. (Von Sabine Hartleif)
Der Anfang von Kaimug liest sich wie eine Folge einer TV-Doku über Auswanderer: Einem gelernten Elektroniker droht der Arbeitsplatzverlust wegen Betriebsschließung. Mutig ergreift er die Initiative und wagt einen Neuanfang in Thailand. Zusammen mit seiner Frau, einer gebürtigen Thailänderin, baut er auf einem ehemaligen Reisfeld einen bayerischen Gasthof und nennt ihn Kaimug, zu deutsch „Perle.“ Nach zwei Jahren kehrt das Paar nach Deutschland zurück. Doch anders als in den Fernseh-Soaps ist das nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Geschichte. Denn im Gepäck hatten die beiden außer vielen schönen und weniger schönen Erinnerungen auch ihre nächste Geschäftsidee, die da lautete originale, traditionell thailändische Garküche nach Europa zu holen.
Das war vor 25 Jahren fast so exotisch wie die Eröffnung eines bayerischen Gasthofs in Asien. Aber es funktionierte – erst mit einem kleinen Imbisswagen im Medienstandort Unterföhring im Landkreis München, später mit Fast-Casual-Restaurants, und seit 2007 sogar als Franchisegeber. Mittlerweile gibt es Kaimug einmal in Frankreich, sechsmal in der Schweiz und 22 mal in Deutschland. Die Restaurants, Foodtrucks und Counter in Betriebsrestaurants erwirtschaften einen Jahresumsatz von 15 Mio. Euro.
Marktführerschaft ausbauen
Geschäftsführer Bernd Ungewitter strebt zwar kein Wachstum um jeden Preis an. Sein Ziel ist dennoch ehrgeizig. „Wir wollen unsere Marktführerschaft im Bereich Thai Fast Casual deutlich ausbauen.“ Der 50-Jährige sieht sich daher gerade nach neuen Partnerschaften im Bereich Betriebsgastronomie um. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: keine hohen Investitionskosten, standardisierte Rezepturen und eine auf fast alle Standorte übertragbare Preisstruktur. Zwischen 4,50 und 5,90 Euro zahlen die Gäste für ein Essen in der Gemeinschaftsverpflegung. Das ist zwar, gemessen an den üblichen Kantinenpreisen, nicht ganz billig, liegt aber deutlich unter dem, was in den Kaimug-Restaurants verlangt wird. Dort sind die warmen Gerichte mit Preisen zwischen 9 und 11 Euro ausgezeichnet.
Für die Betriebsrestaurants gibt es folgende zwei Modelle: Der Wander-Kaimug, der nur in bestimmten Wochen gastiert, und das Betreiben eines eigenen Food-Counters. Den größten dieser Art unterhält der Thaifood-Anbieter in der neuen Kantine des Wissenschafts- und Technologieunternehmens Merck in Darmstadt. Zwischen 450 und 550 Essen bereiten die Mitarbeiter dort täglich innerhalb kürzester Zeit frisch für die Gäste zu. Zu den kleinsten Kaimugs in der Gemeinschaftsverpflegung gehört mit knapp 200 Essen der Standort bei Siemens in München. Auf den Speiseplänen stehen etwa Wokgemüse, Rotes Curry mit Huhn, Gemüsecurry oder Glasnudelsalat mir Garnelen.
Essen ohne zu sündigen
Dass er die Gäste auch mit italienischen Spezialitäten verwöhnen kann, zeigt der Gastronomie-Quereinsteiger an einem zweiten Counter bei Siemens sowie dem Restaurant Gavi in der Therme Euskirchen. Außerdem ist Kaimug auch bei BASF, Mercedes, MTU, Audi und anderen namhaften Unternehmen vertreten.
„Bei uns kann man sich satt essen, ohne zu sündigen“, sagt Ungewitter über sein Thaifood-Konzept. „Man bleibt fit und braucht nicht erst zwei Kaffee, um wieder leistungsfähig zu werden.“ Stolz ist der Geschäftsführer auf sein Team. „Manche sind schon seit den Anfängen vor 22 Jahren dabei“, erzählt er. Damit das so bleibt, achtet er auf einen anständigen Ton in der Küche. Seine thailändischen Mitarbeiter schätzen außerdem, dass sich der Chef in ihrer Landessprache mit ihnen unterhalten kann.
Kaimug wäre vermutlich nicht so schnell in Fachkreisen bekannt geworden, wäre dem Geschäftsführer nicht das Glück zu Hilfe gekommen: Nachdem Ungewitter über zwei Jahre lang vergeblich nach einer geeigneten Fläche gesucht hatte, konnte er 2003 die Eröffnung seines ersten Fast-Casual-Restaurants in den weithin bekannten Fünf Höfen in München feiern. Hier entwickelt er die Rezepturen, die in allen Standorten Standard sind. Auch was das Design angeht, sind die Fünf Höfe Vorreiter: dunkles Wengéholz, durchbrochen von einem goldenen Streifen, eine sandfarbene Flüssigtapete und das in Gold gehaltene Logo mit dem Schriftzug „Kaimug.“ „Wir wollen den Glamour der Fünf Höfe in alle Standorte transportieren“, sagt Ungewitter. Bei Siemens in München ist ihm das jedenfalls gelungen.
Die Produktion in Thailand
Frische Zutaten, eine gleichbleibend hohe Qualität und der Verzicht auf Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker machen den Kern des Kaimug-Konzepts aus. Die fertigen Currypasten, die es in Deutschland zu kaufen gibt, erfüllten diese Ansprüche aus Sicht von Bernd Ungewitter nicht. Der Kaimug-Geschäftsführer suchte sich deshalb in Thailand einen alteingesessenen Kooperationspartner, der sich ganz auf die Bedürfnisse seines deutschen Auftraggebers einstellte und kürzlich sogar eine eigene, etwa 500 m2 großen Produktionshalle für seinen deutschen Großkunden gebaut hat.
Nach den Rezepturen von Kaimug wird dort zum Beispiel die Basis für die Currys aus Chili, Zitronengras, Zwiebeln, Ingwer, Limetten und weiteren Zutaten hergestellt. Die Küchen-Mitarbeiter in den europäischen Standorten müssen dann nichts weiter tun, als die Pasten in Kokosmilch zu rühren und frisches Gemüse, Fleisch oder Fisch dazugeben. Nachwürzen ist nicht nötig. „Dieses Konzept ist auf dem Markt einmalig“, ist Ungewitter überzeugt.
Insgesamt stellt Kaimug fast 60 Eigenprodukte her – von verschiedenen Currys über Nudelsoßen, Fastfood-Produkte wie Saté-Spieße und kleine Frühlingsrollen bis hin zu Desserts. Und das alles nach Originalrezepten. Gerichte, die für den europäischen Geschmack zu scharf seien, kämen bei Kaimug nicht auf den Tisch, versichert Ungewitter. „Eingedeutscht wird bei uns nichts.“