Als Antwort auf den Fachkräftemangel begründeten die drei Branchenverbände GGKA, HKI und VdF zwei neue Studiengänge. Gefeiert wurde dies beim 1. Chancengipfel zur Aus- und Weiterbildung in der Branche Großküchenausstattung in Berlin.
Mangels geregelter Berufsqualifizierung waren Fachplaner und -händler bisher vor allem Autodidakten. Das ändert sich: Heute gibt es speziell auf die Branche zugeschnittene Studiengänge. Noch fehlen allerdings ausreichend Studieninteressenten.
Wirtschaftsingenieur/LifeCycle Catering (B.Sc.) und Facility and Process Design (M.Sc.) heißen die beiden berufsbegleitenden dualen Studiengänge, die auf Drängen des Fachverbands Gastronomie-und Großküchen-Ausstattung (GGKA), des Industrieverbands Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) und des Verbands der Fachplaner (VdF) ins Leben gerufen wurden. Erstgenannter wird an der Hochschule, letztgenannter an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen unterrichtet.
Den Fachleuten vorgestellt wurden sie auf dem Chancengipfel zur Aus- und Weiterbildung in der Branche Großküchenausstattung am 6. Oktober 2016 in Berlin. Noch sei allerdings die Nachfrage der betroffenen Unternehmen größer als die Zahl der Studierenden. Die große Mehrheit der heute tätigen Fachplaner sind Ingenieure aus angrenzenden Bereichen wie dem Bau und Maschinenbauwesen, die sich weiterqualifiziert und spezialisiert haben. Bisher kam es also vor allem auf Praxiserfahrung an. Frank Wagner, Präsident des FCSI Deutschland-Österreich, sprach in Berlin deshalb eingangs von einer „auf Seniorität angelegte Branche“. Heute könne der Fachkräftebedarf der Branche über Fort- und Weiterbildung allein nicht mehr gedeckt werden, fuhr er fort. „Die Digitalisierung hat den Einstieg für Quereinsteiger erschwert“, sagte Wagner, einer der drei Geschäftsführer der K3 Planungsgesellschaft mbH & Co. KG in Berlin. Heute brauche es Wirtschaftsingenieure mit solidem Grundverständnis für digitale Technik, das bereits an der Hochschule gelehrt werden müsse.
Carsten Zellner, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Fachplaner (VdF), schloss sich dem an: „Die Zeiten, als Geräte einfach nebeneinander gereiht wurden, sind vorbei, wir brauchen intelligente Systeme.“ Einen immer größeren Raum des Aufgabenspektrums nähmen vorbereitende Tätigkeiten wie Bau- und Investitionsberatung ein. Dazu brauche es ein erhöhtes Spezialwissen, etwa in puncto Gerätetechnik oder Vergabe-, Vertrags und Baurecht. Auch die Abstimmung mit der Gebäudetechnik sei zeitaufwändig. Hier kämen Schnittstellentechnik und Digitalisierung vor allem zum Tragen.
Fachplaner steuern den Markt
Am Beispiel des Sinnerschen Kreises, einem Wirkungsmechanismus der gewerblichen Reinigung, stellte er den Fachplaner als Entscheider dar: Auch das System Küche beruhe auf vier Einheiten, die ein Ganzes ergeben: Personal, Fläche, Lebensmittel und Technik.
Zellner: „Jeder Bereich kann anteilig verändert werden, ohne dass es den Gesamtprozess verändert.“ Fahre man Personal- und Flächeneinsatz zugunsten von Lebensmittelqualität und Technik zurück, bedeute das eine enorme Kostenersparnis. Was wie stark gewichtet werde, darüber würden auch Fachplaner mitentscheiden: „Die Fachplaner sitzen im Mittelpunkt des Prozesses und steuern diese Entwicklung“, so Zellner. Gerhard Bruder, Inhaber und Geschäftsführer der Ausbildungsakademie Institut of Culinary Art, appellierte an die Anwesenden, das Personal-Management in der Branche gemeinsam anzugehen.
Mit Verweis auf die Online-Plattform „Jobverliebt – Traumjobs in der Gastronomie“, das sein Institut betreibe, warb er dafür, offene Stelle gemeinsam zu besetzen. Nach US-amerikanischem Modell würden dort Unternehmen um Mitarbeiter werben, Stellen- und Bewerberprofile eingestellt und – weitergereicht. So gehe der Branche keine Fachkraft verloren. (htl)