Die Dose – über ihre Ökobilanz scheiden sich die Geister. Durch das Pfand vor sieben Jahren verschwand sie nahezu aus den Supermarktregalen. Nun kehrt die Bier- und Coladose wieder zurück. Umweltschützer sind eher skeptisch.
Aber nun ist sie wieder da. Auf Fan-Festen zur WM tauchte sie auf, bei Grillfesten im Garten ist sie zu sehen: Die Bier- oder Coladose. Aus Umweltgründen in Verruf geraten und nach der Einführung des Dosenpfands vor sieben Jahren aus dem Handel fast verschwunden, erlebt sie jetzt ein Comeback. Supermärkte und Kioske stellen sie wieder mehr in die Regale. Brauereien und Softdrink-Produzenten füllen ihre Getränke auch für den deutschen Markt erneut in der einst so beliebten Blechbüchse ab. «Die Dose ist einfach Kult und auch der Umweltaspekt hat sich verbessert», heißt es beim Einzelhandelsverband HDE.
Den Vorstoß machte Anfang Juni kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft der Edeka-Discounter Netto, als er bundesweit in allen 4000 Filialen Bierdosen zum Preis von 29 Cent zuzüglich Pfand anbot. Andere Billigheimer folgten. Mittlerweile soll es auch bei den Supermärkten von Rewe Überlegungen dazu geben. Laut Netto lag die Kundenresonanz nach der Wiedereinführung über den Erwartungen: «Die praktische Getränkedose zum kleinen Preis hat eine große Fangemeinde», betont Sprecherin Christina Stylianou.
Und die Dose hat sich auch hinsichtlich ihrer Ökobilanz gemausert. So sehen es zumindest Hersteller und Abfüller. Sie nahm schon immer weniger Platz ein und lässt sich ökonomischer stapeln. Für den Transport ist die unzerbrechliche Büchse leichter als entsprechende Glasflaschen. Jetzt besserte sich Studien zufolge auch ihre Recyclingquote, die Anfang der 90er Jahre noch bei kümmerlichen 36 Prozent lag und mittlerweile 96 Prozent betragen soll. Außerdem lässt sie sich schneller runterkühlen, was auch zur Energieeinsparung beiträgt. Und ein wichtiger Aspekt für die Verbraucher: Es gibt mehr Abnahmeautomaten.
Für das Marktforschungsinstitut GfK Nürnberg ist es aber noch keineswegs ausgemacht, ob Getränke in Dosen wieder den Stellenwert einnehmen werden wie vor der Einführung des Pfands von 25 Cent im Jahr 2003. Allein auf dem Biermarkt liege ihr Marktanteil derzeit bei nur unter einem Prozent, betont Getränkeexperte Günter Birnbaum. Die Dose sei für die Verbraucher ideal, die eine schnelle Erfrischung für unterwegs wünschen. Ansonsten habe sie auch einen entscheidenden Nachteil: Anders als die Flasche aus Kunststoff oder Glas lässt sie sich nach dem Öffnen nicht wieder verschließen.
Und Umweltschützer sehen die Entwicklung eh skeptisch. «Verbraucher sollten um die Büchse einen großen Bogen machen», heißt es sogar beim Umweltbundesamt. Aus ökologischer Sicht schneide die Dose im Vergleich zu Mehrwegverpackungen nach wie vor schlecht ab. Nur Mehrwegflaschen, Getränkebeutel und Tetrapack garantierten einfache Entsorgung, gutes Recycling und geringen Energieverbrauch.
Beim Bier setzt laut Marktbeobachtern die Bitburger-Gruppe und Warsteiner wieder mehr auf die Dose. Radeberger soll hingegen noch abwarten. Dem Deutschen Brauer-Bund zufolge, ist der Kundenwunsch wieder da. «Kleine Familienbetriebe oder Gasthofbrauereien werden da aber sicher nicht mitmachen», betont Sprecher Marc-Oliver Huhnholz. Warsteiner gibt an, Bier in Dosen auch nach der Pfandeinführung weiter angeboten zu haben. «An Tankstellen, Kiosken und Verkaufsstellen in Bahnhöfen und Flughäfen gab es das für den Reisenden immer», sagt Sprecher Stefan Leppin. Und für den internationalen Markt wurde die Dosen-Produktion ohnehin auch nach
2003 fortgesetzt.
Auch der Getränkeriese Coca-Cola hat die Dose für den deutschen Markt wieder entdeckt. Bereits im Frühjahr führte das US-Unternehmen hier die kleine Viertel-Liter-Dose ein, die vor allem junge Kunden ansprechen soll. Das Angebot für unterwegs sei aber nur eine Ergänzung im Sortiment: «Unser Brot und Buttergeschäft bleibt die große Mehrwegflasche aus Kunststoff.» Cola-Dosen in der 0,33 Liter- Größe waren schon zur WM vor vier Jahren in den Handel zurückgekehrt. Seit vergangenem Jahr werden über den US-Riesen auch italienische Kaffeespezialitäten in Dosen vertrieben. (dpa/Maren Martell)