In der Sommerpause 2013 hat der FC Basel begonnen, seinen gesamten VIP-Bereich zu überprüfen und zu verbessern. Dabei wurden das gesamte Hospitality Konzept sowie die Gastronomie neu organisiert.
Während sich die Fußballspieler von den ersten Anstrengungen des Spiels erholen dürfen, geht die Arbeit für die Köche und Serviceangestellten im Hospitality Bereich des FC Basel erst richtig los. Die Fans stürmen die Food Counter und Restaurants, um sich schnellstmöglich mit Essen, Snacks und Getränken zu versorgen. Schließlich wollen sie auch nicht nur eine Minute der zweiten Halbzeit verpassen. Um das von nun an zu gewährleisten, wurde der gesamte Hospitality Bereich des Stadions in der Sommerpause 2013 renoviert und das Foodkonzept optimiert.
Der Münchner Innenarchitekt Clemens Bachmann hat die Gasträume verändert und sich um die künstlerischen Angelegenheiten des Projekts gekümmert. Die Leitung erfolgte durch Frank Wassermann, ehemaliger Leiter der Gastronomie in der Münchner Allianz Arena. Da dieser nach Bachmanns Angaben schon eine genaue Vorstellung vom zukünftigen Aussehen des VIP- Bereichs hatte, wusste Wassermann bereits, was an Gerätschaften und Veränderungen nötig war. In der Vorbereitungsküche blieb aber alles beim Alten.
Grund für die Veränderung war hauptsächlich der Wunsch des Fußballclubs, Spitzenreiter zu bleiben und zwar nicht nur auf dem Schweizer Spielfeld, sondern auch beim Foodkonzept, der Architektur und beim Service am Gast. Dafür wurde der Hospitality Bereich komplett neu entwickelt, sodass dieser nun moderner und professioneller wirkt. Eine Generalüberholung war nötig, betont Bachmann, da die meisten Elemente im Gebäude nicht mehr zeitgemäß waren.
Die Premium Lounge ist mit ihren 8.000 Sitzplätzen die größte Lounge des Stadions. Heute ziert anstelle eines Teppichbodens ein neuer Parkettboden den Raum, was ihm Wärme verleiht. Haptische Materialien vermitteln den Eindruck von Wertigkeit und Emotion. Bachmann hat hier viel mit Messing, Beton und schwarz gefärbtem Glas gearbeitet und benutzt schwere Textilvorhänge, um die steife, horizontale Schichtung der Materialen aufzulockern, die Akustik zu verbessern und Wärme in den Raum zu bringen. Außerdem wurde beim Umbau darauf Wert gelegt, dass die Premium Lounge multifunktional einsetzbar ist. Es lassen sich nun auch an den Wochentagen Konferenzen halten. Durch ein modernes Schienensystem ist es möglich, gewisse Bereiche des Raumes mit Vorhängen abzutrennen, wie beispielsweise die Event-Box von der Premium Lounge.
Extravagantes Ambiente für die VIPs
Um einzelne Bars oder Buffetstationen direkt zu beleuchten verwendete Bachmann eine Sternenhimmel-Deckenbeleuchtung. Über den Essensstationen hängen Deko- und Akzentleuchten.
In der Premium Lounge finden sich mehrere Food Counter. Dort wird dem Gast die Möglichkeit gegeben, zu flanieren und die frischen Mahlzeiten zu beobachten. Direkt hinter dem Food-Counter steht der Koch, denn es ist durchaus erwünscht, dass der Gast hier mit diesem kommuniziert.
Der Hersteller der Food Counter ist livecookintable, „eine Firma, die Kücheneinheiten mit einem gewissen ästhetischen Anspruch herstellt“, wie Bachmann sie beschreibt. Er hat lediglich an der Verkleidung noch Änderungen vornehmen lassen. Das Besondere an den Stationen ist, dass man sie bei Bedarf beliebig umstellen kann. Um die Besucherströme, vor allem in der Halbzeit, gleichmäßig zu verteilen, werden Gerichte auch doppelt an mehreren Countern angeboten.
Das Speiseangebot ist vielfältig: Zum Beispiel erhält der Gast am Pastastand eine Agnolotti an Salbeibutter oder einen Salat mit Riesengarnelen an der Salatbar. Während der zweiten Halbzeit wird umgebaut, sodass der Brotstand beispielsweise zum Dessertstand wird. So bleibt der Marktplatz vielfältig und es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ein Stockwerk tiefer: Die Rotblau Bar, der Treff der Fussballfans. An sechs Tagen der Woche öffnet diese ihre Pforten für Gäste in Form eines À la carte Restaurants und an Spieltagen dient sie zusätzlich als direkter Zugang für die Fans zum Stadion.
Außerdem können Gäste in der ebenfalls erneuerten V-Zug Lounge im Rahmen von Kochkursen und Kochevents selbst den Kochlöffel schwingen. Dies ist aber nur an Nicht-Spieltagen möglich. Ansonsten können sie sich dort während der Spiele bekochen lassen und den Profis über die Schulter schauen.
Was das Zubereiten der Speisen anbelangt, wird alles, was im gesamten Haus gebraucht wird in der Zentralküche gekocht. Die Speisen gelangen über ein Aufzugsystem von der Großküche direkt in die kleineren Küchen der Rotblau Bar oder V-Zug Lounge. Das Gesamtangebot ist vielfältig, daher sind verschiedenartige Küchenprozesse unabdingbar. Im Rahmen der großen Events werden Gerichte schon Tage vorher zubereitet und später regeneriert. Im Gegensatz dazu handelt es sich in der Rotblau Bar im Rahmen des À-la-carte-Angebots um tägliche Produktion.
Voraus denken
Der ganze Umbau stand für Bachmann unter dem Schlagwort der Nachhaltigkeit. Es sei wichtig, das Preis-Leitungs-Verhältnis im Auge zu haben: Materialien müssen auch nach fünf Jahren noch gut aussehen. Bei Stühlen kann man auf günstigere Materialien zurückgreifen. „Es ist besser, wenn sie leicht sind und aus einem Material gegossen, ohne Schrauben und durchgefärbt.“, sagt Bachmann. Auf diesem Wege zerkratzen sie weniger und man könne sie leicht hin- und herstellen, um einen Raum auf- oder abzustuhlen. Ein Parkettboden sei bei regelmäßiger Pflege hygienischer als ein Teppichboden, denn „man kann ihn abschleifen und ölen“, wohingegen bei Teppichböden oft Teile herausgeschnitten würden. Flächen „müssen multifunktional einsetzbar sein“, damit man sie für Konferenzen ebenso wie für Veranstaltungen nutzen kann. Das Foodkonzept könnte sich im Laufe der Jahre ändern, weshalb man sich für mobile Food-Counter entschieden hat.
Der Umbau ist mittlerweile abgeschlossen und der Hospitality Bereich hat wieder seine Arbeit aufgenommen. Die Zwischenbilanz lässt sich sehen: Bisher gebe es viel positives Feedback. Die Gäste sind begeistert vom neuen Foodkonzept und dem innovativen Design. Vor allem die V-Zug Lounge würde in den höchsten Tönen gelobt, so Frank Dittmann, Leiter Hospitality bei Wassermann & Company. Sie ist bisher die erste und einzige Cooking-Lounge in der Schweiz. Dittman zeigt sich sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.