Bahnhöfe sind äußerst attraktive Standorte für Public Vending. Bundesweit stehen 3.500 Automaten an öffentlichen Bahnhöfen und bieten Reisenden Snacks sowie warme und kalte Getränke an. Vending Management sprach mit Andreas Sielemann, Key Account Manager für Gastronomie und Automaten bei der DB Station&Service AG.
Herr Sielemann, moderne Bahnhöfe bieten ganze Verpflegungswelten. Welche Rolle spielen hierbei Automaten?
Unsere Bahnhöfe sind nicht nur bedeutende Mobilitätsdrehscheiben im Fern- und Nahverkehr, sie haben sich auch zu Einkaufs- und Dienstleistungszentren gewandelt. Automaten ergänzen dabei das vorhandene Einzelhandels- und Gastronomieangebot in idealer Weise, da sie die Verfügbarkeit von Snacks und Getränken rund um die Uhr gewährleisten. Insbesondere an kleinen und mittelgroßen Bahnhöfen sichern Automaten ganztägig die Grundversorgung für Reisende und Besucher.
Bieten größere Bahnhöfe die Möglichkeit, dem modernen Menschen eine Vollverpflegung aus dem Automaten zu offerieren? Zum Beispiel das Menü zum mit nachhause nehmen, oder das Gemüse, das abends noch in den Kochtopf kommt?
Nein, unserer Erfahrung nach werden Frischeprodukte und umfangreiche warme Speisen, anders als zum Beispiel in den Niederlanden, aus dem Automaten eher nicht nachgefragt. Mit frischen Lebensmitteln versorgen sich Reisende und Besucher der Bahnhöfe hingegen in den häufig anzufindenden Supermärkten, Discountern oder Convenience Stores.
Ist das Thema Automaten für Sie wichtig oder eher lästig?
In den rund 5.400 Bahnhöfen vermarkten wir mehr als 1 Mio. m² Gewerbeflächen. Deshalb steht für uns die Vermietung von Ladengeschäften im Vordergrund. Gleichwohl sind uns Verkaufsautomaten keinesfalls lästig! Neben der oben erwähnten Bedürfnisabdeckung rund um die Uhr ist die schnelle Verfügbarkeit der Waren in Verbindung mit einem günstigen Preis für den auf dem Bahnsteig Wartenden eine ideale Kombination.
Welche Füllprodukte für Automaten laufen an Bahnhöfen besonders gut?
Die Bedürfnisse an unseren Bahnhöfen sind sehr unterschiedlich: sie hängen unter anderem ab von der Frequenz der Reisenden, dem Verhältnis von Fernreisenden und Pendlern, der Größe des Bahnhofs und nicht zuletzt auch von der geografischen Lage. All diese Faktoren sowie gewisse saisonale Einflüsse werden bei der Befüllung berücksichtigt. Es hat sich gezeigt, dass darüber hinaus ein hoher Anteil von Markenartikeln beim Kunden gut ankommt. Das Automatengeschäft ist eben auch ein Impulsgeschäft; wer beim ersten Blick nichts Passendes findet, geht weiter.
Bahnhöfe bieten für Operatoren lukrative Standorte. Wie entwickelt sich dieser Markt?
Die an Bahnhöfen mit Automaten getätigten Umsätze wachsen in der Regel jährlich. Allerdings bestehen Grenzen hinsichtlich der Neuaufstellung von zusätzlichen Automaten: da Automaten bereits seit vielen Jahrzehnten die Bedürfnisse der Reisenden abdecken, werden zwar bestehende Automaten kontinuierlich durch neue, zeitgemäße Geräte ausgetauscht. Zusätzliche Aufstellungen hingegen bedürfen sorgfältiger Planung und sind nicht überall sinnvoll und machbar.
Welche Anforderungen muss ein Operator erfüllen?
Kriterien dafür sind unter anderem ein gutes, schlüssiges Gesamtkonzept, aussagefähige Referenzen, Innovationsbereitschaft, Einsatz von modernen, sicheren Automaten, Nachweis der Bonität und vieles mehr. Neben der Sicherstellung des einwandfreien Betriebs hinsichtlich schneller Befüllung, Technik und Hygiene erwarten wir von den Automatenaufstellern eine durchgängige Beobachtung der Marktsituation sowie eine schnelle Auswertung der „Renner&Penner“. Dabei arbeiten wir sowohl mit international agierenden Operatoren als auch mit starken regionalen Anbietern zusammen.
Welche Arten von Verträgen bieten Sie an?
Wir bieten attraktive und stark frequentierte Standorte, an denen sich entsprechend hohe Umsätze erzielen lassen. Daran sind wir beteiligt. Es hat sich bewährt, dass wir nicht einzelne Bahnhöfe separat, sondern eher größere Gebiete abdecken lassen. Dadurch gewährleisten wir auch an kleineren, vermeintlich weniger lukrativen Bahnhöfen eine Grundversorgung. Zur Sicherstellung einer einwandfreien Betreiberqualität legen wir Wert auf langfristige Verträge.
Mit ihren hohen Frequenzen bieten Bahnhöfe auch die Möglichkeiten, neue Technologien auszuprobieren. Ist die DB hier aufgeschlossen?
Gemäß unserer Konzernstrategie DB2020 legen wir Wert auf die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Soziales und Ökologie, auch bei den Automaten. Im Juni eröffneten wir zum Beispiel den Grünen Bahnhof Kerpen-Horrem, den ersten CO2 freien Bahnhof Europas. Wir erwarten von unseren Mietern, dass sie ebenfalls umwelt- und ressourcenschonende neue Technologien anwenden, das hat nichts mit der Frequenz des Bahnhofs zu tun. Bezogen auf die Produkte zeigte sich in der Vergangenheit, dass Mono-Produkt-Automaten, egal ob sie Würstchen, Pommes frites oder Pizza anbieten, nicht den Bedürfnissen eines Großteils der Reisenden entspricht. Gleichwohl sind wir Innovationen gegenüber aufgeschlossen und führen gelegentlich Tests durch: gerade läuft zum Beispiel am Hautpbahnhof Trier ein solcher Pilot, den wir genau beobachten und Rückschlüsse daraus ziehen werden.
Verpflegungsautomaten an öffentlichen Plätzen sind häufig Vandalismus ausgesetzt. Gibt es auch hierzu Konzepte von Seiten der DB?
Vandalismus ist leider ein gesellschaftliches Phänome. Trotz aller Bemühungen durch eigene Mitarbeiter, Video-Überwachung, intensiver Bestreifung durch die DB Sicherheit sowie häufiger Präsenz der Bundespolizei lassen sich Beschädigungen durch Vandalismus nicht vollkommen vermeiden. Unsere Operatoren reagieren besonnen, manchmal müssen bei Wiederholungstaten aber Automaten auch komplett ausgetauscht oder sogar abgebaut werden, was natürlich zu Lasten der übrigen Reisenden geht.
Wie wichtig ist Ihnen das Thema „Mobile Payment“?
Mobile Payment und Kartenzahlung am Automaten ist in Deutschland noch nicht sehr verbreitet. Hinsichtlich der kontaktlosen Bezahlsysteme gibt es zwar regionale Feldversuche, zum Beispiel am Hauptbahnhof Hannover unter Beteiligung des dortigen Operators. Aber der Durchbruch ist noch nicht vollzogen. Wichtig ist es, am Ball zu bleiben.
(Von Maxi Scherer)