Wie ist das nun eigentlich mit dem Fisch: Soll man mehr davon anbieten, weil er mit seinem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren einen wichtigen Beitrag zu Ernährung liefert? Oder enthält er womöglich zu viele ungesunde Substanzen? Schadet der Verbraucher der Meeresökologie durch den Konsum von zu viel Fisch? – So pauschal lassen sich diese Fragen nicht beantworten. Aus diesem Grund lohnt es sich, beim Einkauf von Fisch genau hinzusehen und auch die Rückverfolgungsmöglichkeiten der Handelsunternehmen zu nutzen.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt, dass die Einnahme einer Tagesdosis von 250 Milligramm langkettiger Omega-3-Fettsäuren das Risiko von Herz- und Arterienerkrankungen bei Erwachsenen senken kann. Die EFSA empfiehlt, ein bis zwei Mahlzeiten mit Fisch pro Woche zu essen. Während einer Schwangerschaft sollten Frauen sogar wöchentlich drei bis vier Mahlzeiten mit Fisch zu sich nehmen. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) ist ähnlich. Dabei liegt der tatsächliche Verbrauch an Fisch in Deutschland weit unter diesen Empfehlungen.
Laut einer Schätzung der Welternährungsorganisation werden 52 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände bereits bis an die Grenzen genutzt. 17 Prozent werden überfischt. 7 Prozent sind gänzlich erschöpft. Diese Zahlen sind in zweierlei Hinsicht alarmierend. Arten- und Ressourcenschutz sind nicht nur wegen des natürlichen Gleichgewichts erstrebenswert.
Organisationen wie Greenpeace sehen den Fischfang in Europa kritisch: Viele Fangmethoden zerstören ganze Lebensräume im Meer, gleichzeitig enden bedrohte Arten, die als Beifang ins Netz geraten, als billiges Fischmehl. Neben den kommerziell verwertbaren Fischen verfangen sich in den riesigen Netzen auch andere Lebenwesen, unter anderem Jungfische, Wöbel, Schildkröten und sogar Wale. Tot oder schwer verletzt gehen diese Tiere zu Teil wieder über Bord. Weltweit werden auf diese Weise bis zu 30 Millionen Tonnen Leben verschwendet. Eines der Opfer: Schweinswale, die in Europa am stärksten bedrohte Walpopulation. Allein in der dänischen Stellnetzfischerei sterben mehr als 5.000 Schweinswale pro Jahr. Bei der Industriefischerei, in der Nordsee auch Gammelfischerei genannt, werden zum Teil noch lebende Fische, zum Beispiel Sandaal und Sprotte zu Fischmehl und Fischöl verkocht – Futter für Hühner, Schweine oder auch Garnelen und Lachse in der Aquakultur. Für die Produktion von nur einem Kilogramm Lachs können bis zu vier Kilo Fischmehl oder Fischöl nötig sein.
Alaska mit nachhaltiger Fischerei
Eine Vorreiterrolle in nachhaltigem Fischfang nimmt Alaska ein. Das Land hat dazu ein At-Sea-Observer-Programm initiiert, das dabei hilft, Fischfänge in Echtzeit zu überwachen und zu verrechnen. Es befasst sich auch mit Beifang und dessen Zurückwerfens und verfolgt die Fänge in fortschreitender Saison, sodass die Quoten nicht überschritten werden.
In diesem Zusammenhang hat Alaska auch die Schleppnetzfischerei auf dem Boden in weiten Meeresgebieten verboten. Die Schleppnetzfischerei erzeugt bis zu 80 Prozent Beifang durch die Jagd nach Tieren, die im oder auf dem Boden leben. Dazu zählen Scholle, Seezunge und Krabben. Grundschleppnetze werden dabei mit schwerem Geschirr über den Boden gezogen. Sie nehmen nicht nur alles mit, was dort wächst und krabbelt, sondern hinterlassen auch ein völlig gestörtes Ökosystem. Kostbare Lebensräume wie Korallenriffe werden auf diese Weise dem Erdboden gleich gemacht. Alaska hat beispielsweise aus diesem Grund die Schleppnetz-Fischerei in großen Meeresgebieten verboten. 98.000 nautische Quadratmeilen sind ganzjährig dafür geschlossen, andere saisonal. Das Leitprinzip des Fischerei-Managements vor Ort ist ein vorbeugend konservativer Ansatz auf wissenschaftlicher Basis, anstatt eine Schädigung der Ressourcen zu gefährden. Das Fischerei-Management ist auf verschiedene Behörden verteilt. Beispielsweise ist der Weißfisch in die Kategorien Bodenfisch und Heilbutt unterteilt, unterliegt die Befischung des Heilbutts Kooperationsvereinbarungen mit den USA und Kanada, der Bodenfisch wird dagegen national geregelt, wobei Schutz- und Managementpflichten einerseits und Strategien und Quotenzuteilungen andererseits auf unterschiedliche Behörden verteilt sind.
Zusätzlich zum traditionellen Fischereimanagement wurden vierzig Meeresschutzgebiete eingerichtet. 31 davon verbieten jegliche Berufsfischerei und jeglichen Bodenkontakt von Fanggeräten, wie bei Schleppnetzen. Der Erfolg ist, dass bei Alaskas Weißfischen keine einzige Art und kein Bestand überfischt sind oder sich der Überfischung nähert.
Aquakultur mit reduzierten Futtermengen in Norwegen
Ein Land das stark auf Aquakulturen setzt, ist Norwegen. Anstelle von landwirtschaftlicher Nutzfläche, die dem Land nicht in üppigem Maße zur Verfügung steht, würde Norwegen gerne mehr der 90.000 Quadratkilometer Meeresfläche für die Nahrungsmittelproduktion nutzen. Heute sind es 450 Quadratkilometer, die mit norwegischen Aquakulturen belegt sind. Das Land setzt auf die Kultur von Lachsen und zeigt auf, dass die Aufzucht von Lachsen zu deutlich weniger CO2-Ausstoß führt, als Schweine oder Rinder und damit eine bessere Umweltbilanz hat.
Der Export von Lachsen liegt in Norwegen heute bei 1.780 Millionen Euro (2013). Trotz einer erhöhten Lachsproduktion ist der Futterverbrauch laut den Angaben des Norwegian Seafood Council nicht in gleichem Maße gestiegen. Hintergrund hierfür sind optimierte Fütterungsmethoden, bei denen mehr Futter direkt bei den Lachsen und weniger Futter im Meer landet. Weiter wurde die Zusammensetzung der Bestandteile im Futter verbessert, welche zu einem effizienteren Wachstum der Lachse führt.
Futter ist der größte Kostenfaktor in der Aquakultur. Eine effektive Fütterung ist entscheidend für die Bilanzen der Lachsfarmen. Lachs ist ein Tier, das Futter extrem effektiv in Körpermasse umsetzt. Voraussetzung dafür ist die richtige Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile im Fischfutter. Lachsfutter besteht aus Proteinen, Fetten, Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. Circa 70 Prozent der Futterbestandteile stammen dabei heute aus vegetarischen Quellen, wie pflanzlichem Öl sowie Gemüse, der Rest stammt aus marinen Ressourcen.
Informationen durch Großhändler
Großhändler wie Transgourmet informieren deshalb umfassend über Herkunft und Fangmethoden ihrer Fischprodukte. „Sortimentsvielfalt und Artenschutz müssen in keinerlei Widerspruch zueinander stehen“, ist auch bei Metro Cash & Carry zu erfahren. Aktuell läuft bei Metro in Testmärkten und bei einigen Lieferanten ein Projekt, bei dem sich beim Kauf von frischem Fisch per App rückverfolgen lässt, wo und auf welche Art und Weise der Fisch gefangen wurde. Im Jahre 2002 war METRO Cash & Carry das erste Unternehmen auf dem europäischen Festland, das ein MSC-zertifiziertes Eigenmarkenprodukt im Sortiment führte. Mittlerweile sind rund 50 Produkte im Fischsortiment mit diesem Siegel ausgezeichnet.
(Von Maxi Scherer)