Zehn Jahre lang hatten sich die Verbände der Automatenwirtschaft für die Schaffung Branchen-spezifischer Berufe eingesetzt. Seit 2008 gibt es die „Fachkraft für Automatenservice“ und den „Automatenfachmann/-frau“. Aber die Nachfrage geht weiter zurück, und die Erprobungsphase endet eigentlich offiziell in Kürze. Ist dies das Aus? VM sprach mit Brigitte Seyfried vom Bundesinstitut für Berufsbildung. (Von Stefanie George)
Frau Seyfried, wird es die beiden Automaten-Berufe bald nicht mehr geben?
Nach derzeitigem Stand wird es die beiden Berufe auch weiterhin geben. Inhalte der Erprobungsverordnung werden vor Überführung in eine Regelverordnung überarbeitet.
Was heißt das?
Beide Berufe befinden sich noch bis 31. Juli 2013 in der Erprobung. Erprobungsberufe werden vor Ende der Erprobungsphase evaluiert, das heißt, bewertet. Evaluationen von Erprobungsverordnungen zielen darauf ab, eventuell vorhandene Schwachstellen des aktuellen Ausbildungsprofils aufzudecken, die dann vor Überführung in die Regelverordnung noch rechtzeitig korrigiert werden können. Ein weiteres Ziel ist die Bestandsaufnahme (Anzahl Ausbildungsverhältnisse seit Erlass, Art der Ausbildungsbetriebe, demografische Daten der Auszubildenden etc.). Es gilt, umfassende und aussagekräftige Daten zum jeweiligen Beruf – beziehungsweise im Falle der Automatenberufe zu diesen Berufen – zu erheben.
Wie geht eine solche Evaluation vor sich, und wer nimmt sie vor?
Zweck der Evaluation ist es zum einen, über die gewonnenen Erkenntnisse Aufschluss darüber zu erhalten, ob das mit der aktuell gültigen Erprobungsverordnung verfolgte Ziel erreicht werden kann bzw. erreicht wurde. Zum anderen sollen die Erkenntnisse dazu dienen, die Erprobungsverordnung – wenn notwendig – weiterzuentwickeln bzw. zu modernisieren. Ebenfalls sollen sie eine Entscheidungsgrundlage liefern, mithilfe derer der Erhalt oder auch eine notwendige Weiterentwicklung bzw. Modifikation der Erprobungsverordnung begründet werden kann.
Für eine solche Bewertung und Beurteilung sind systematische Verfahren und datengestützte Belege zur Untermauerung erforderlich. Es werden empirische Methoden zur Informationsgewinnung und systematische Verfahren zur Informationsbewertung anhand offen gelegter Kriterien verwendet.
Es gelten dabei die in der Wissenschaft grundlegenden Regeln für das Sammeln valider und reliabler Daten. Evaluation bedient sich sozialwissenschaftlicher qualitativer und quantitativer Forschungsmethoden, wie z.B. Fragebogen, Leitfadeninterviews, Fallstudien etc. Um einen höheren Grad an Unabhängigkeit bei der Evaluation zu erreichen, wird die derzeit laufende Evaluierung nicht von der Verantwortlichen durchgeführt, die die Ausbildungsordnung gemeinsam mit den Sachverständigen erarbeitet hat.
Können Sie Details aus der Befragung nennen: Warum ist die Resonanz der Betriebe aber auch der Auszubildenden so gering, bzw. nimmt immer weiter ab?
Details aus den Befragungsergebnissen möchte ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen, da die Evaluierung noch nicht abgeschlossen ist.
Liegt es vielleicht auch daran, dass von verschiedenen Seiten versäumt wurde, die Werbetrommel zu rühren?
Was die geringe Resonanz der Betriebe aber auch der Auszubildenden betrifft, so scheint es tatsächlich, dass das Werbe- und Marketingkonzept für die beiden Berufe nicht ausreichend war. Denn es ist tatsächlich so, dass vielen in Frage kommenden Betrieben, aber auch Jugendlichen, die Ausbildungsberufe nicht bekannt sind.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Berufe zwar für eine bestimmte Branche attraktiv sind, während andere sie als zu speziell und als nicht passend ansehen.
Ein Problem ist sicher auch die Beschulung der beiden Ausbildungsberufe. Bundesweit gibt es nur sieben Berufsschulen. Das bedeutet, dass Jugendliche teilweise größere Entfernungen auf sich nehmen müssen, um zur Berufsschule zu kommen. Für Betriebe bedeutet dies, dass ihnen in diesen Fällen Zusatzkosten für Übernachtungen entstehen können.
Was kann die Branche jetzt noch tun?
Es ist sicher nicht verkehrt, für die beiden Berufe nochmals verstärkt zu werben. Wichtig wäre vielleicht auch, die Industrie- und Handelskammern noch mehr ins Boot zu holen und auch Kontakte mit allgemeinbildenden Schulen zu verstärken.
Wie ist der weitere organisatorische Ablauf?
Da die Evaluierung noch nicht abgeschlossen ist, wird die Erprobungsverordnung voraussichtlich um zwei Jahre verlängert. Denn nach der Evaluierung erfolgt das Verfahren zur Überarbeitung der Inhalte der Ausbildungsordnung. Dies wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
Wann steht endgültig fest, wie es mit den beiden Berufen weitergehen wird?
Hier kann ich Ihnen kein definitives Datum nennen. Die nächste Sachverständigensitzung findet im März statt. Danach sehen wir weiter.