Mit der neuen Messehalle 10 wächst die Fläche der Intergastra auf mehr als 115.000 Quadratmeter. Und auch die Ausstellerzahl erreicht 2018 einen neuen Rekord. Für einen weiteren Höhepunkt sorgt die Gastro Vision, die in diesem Jahr erstmals mit einem Ableger in Stuttgart zu Gast ist. CATERING MANAGEMENT sprach mit dem Projektleiter der Intergastra, Markus Tischberger.
Herr Tischberger, ist es übertrieben zu sagen, die Intergastra erfindet sich dieses Jahr neu?
Dieser Spruch ist wahrscheinlich noch nie so wahr gewesen wie 2018. Aufgrund des Neubaus der Halle 10 werden wir die ganze Messe neu strukturieren, das heißt jeder Aussteller bekommt einen neuen Platz; darüber hinaus haben wir für fast alle Themenbereiche mehr Fläche. Insgesamt steuern wir auf einen Rekord mit rund 1.400 Ausstellern zu und auch beim Rahmenprogramm haben wir mehr Möglichkeiten, uns noch etwas breiter aufzustellen.
Die Aussteller müssen sich also an neue Plätze gewöhnen. Was bedeutet der Flächenzuwachs für die Besucher?
Die Besucher können sich 2018 über ein noch breiteres Sortiment informieren. Sie müssen sich wegen der Umstrukturierung aber auch an neue Wege gewöhnen und die Intergastra neu entdecken. Das Kernsegment der Intergastra, unsere Themenhallen, bleibt allerdings bestehen. Küchentechnik und Food beispielsweise sind wieder in benachbarten Hallen untergebracht genauso wie Kaffee und Eis.
Für die Besucher ist eine gute Vorbereitung aufgrund der neuen Struktur sicherlich das A und O, oder?
Eine gute Vorbereitung ist mit Sicherheit eminent wichtig. Das beginnt damit, dass man sich selbst fragen sollte ‚Was brauche ich für meinen Betrieb? Wo möchte ich mich informieren‘? Mit Hilfe des Ausstellerverzeichnisses, das wir auf der Website und in der App zur Verfügung stellen, kann man bereits im Vorfeld herausfinden, welche Aussteller wo sind und welche Produkte diese auf der Messe vorstellen. Habe ich von einer Firma einen Eintritts-Code bekommen, drucke ich den vorher aus. Das spart vor Ort Zeit, wenn ich direkt durchs Drehkreuz gehen kann. Außerdem gibt es eine sehr umfangreiche Programmdatenbank, so dass sich die Besucher ihre Tage – auch was die Veranstaltungen angeht – gezielt einteilen können. Meine persönliche Empfehlung: Planen Sie lieber zwei Tage als einen Tag ein.
Mit der neuen Halle 10 wächst die Messefläche um 12 Prozent auf 115.000 Quadratmeter. Gab es trotzdem Wartelisten auf Ausstellerseite?
Wir sind stolz darauf, dass sich die Getränkehalle bei uns immer ganz schnell füllt und zwar mit der kompletten Skala von Wasser, über alkoholfreie Getränke, Brauereien und Wein bis hin zu Spirituosen. Das ist eine Bandbreite, die es sonst auf keiner deutschen Hotel- und Gastromesse gibt. Die anderen Themen, die im Vergleich zu den letzten Jahren an Bedeutung gewinnen, sind der Bereich Küchentechnik sowie Einrichtung und Ambiente. Unsere Planung sieht so aus, dass wir bis 2020 / 2022 definitiv weiter wachsen können.
Hält der Ausbau der Infrastruktur in Stuttgart mit dem wachsenden Besucherinteresse mit?
Wir rechnen damit, dass im Jahr 2020 die U-Bahn-Linie vom Hauptbahnhof bis zur Messe führt. In mittelfristiger Zukunft wird auch der ICE-Fernverkehr direkt an der Messe Stuttgart halten. Dadurch werden der Messe-Standort und damit auch die Intergastra zusätzlich an Attraktivität gewinnen.
Mit dem Wettbewerb „Restaurant der Zukunft“ will sich die Intergastra richtungsweisend bei der Gestaltung der Gastronomie von übermorgen einbringen. Wie sieht diese aus?
Das Motto des Wettbewerbs ist die Gastronomie 4.0 und damit die Frage, wie die Digitalisierung die Gasträume verändert. Der Wettbewerb ist national an allen deutschen Architektur- Fachhochschulen ausgeschrieben. Die Studenten präsentieren immer sehr richtungsweisende Strategien, die sich dann drei, vier Jahre später in realen Gastronomiekonzepten wiederfinden. Beim allerersten Restaurant der Zukunft im Jahr 2004 beispielsweis basierte das Siegermodell auf der Idee, einen Wald, die Natur in den Betrieb zu integrieren. Genau davon hat sich z.B. Hans im Glück inspirieren lassen. Der Birkenwald ist eines der Kernelemente dieser Restaurant-Kette. Das spannende ist, dass die Architektur-Studenten nicht aus der Gastronomie kommen und ganz unverbraucht auf die Branche blicken.
Wie wird das Thema Digitalisierung sonst noch angegangen?
Zum einen zeigen natürlich die Aussteller neue digitale Geräte und die Möglichkeiten ihrer Vernetzung. Zum anderen greifen wir das Thema bei unserem Fachkongress Großküche auf, der unter dem Motto „Digitaler, individueller, mobiler“ steht. Auch hier geht es mit Best Practice Beispielen sehr anwenderorientiert zu. Welche Rolle die Digitalisierung spielt, sieht man auch bei den Siegern unseres Innovationspreises.
Welche Themen brennen Branchen-Vertretern sonst noch auf den Nägeln?
Das zweite große Thema ist mit Sicherheit der Fachkräftemangel. Wie bekomme ich qualifiziertes Personal, wie kann ich es weiterbilden, wie kann ich mit Quereinsteigern umgehen? Und wie verändern sich Berufsbilder und Prozesse durch die Digitalisierung? Diese Frage beschäftigt die Industrie ganz besonders. Sie sucht nach Lösungen, um die Gastronomen mit neuen Produkt- und Gerätegenerationen dabei zu unterstützen, die gleichen Arbeiten bei idealerweise noch besserer Qualität und mit weniger Personen zu bewältigen.
Die Liste der interessanten Veranstaltungen ist dieses Jahr wieder sehr lang. Welches ist Ihr persönliches Highlight?
Im Kaffeebereich haben wir zum Beispiel unseren Coffee Summit, der die ganze Wertschöpfungskette vom Anbau bis zum fertigen Kaffee in der Tasse abbildet. Denn Kaffee ist der neuen Wein. Es geht darum von welchem Terrain kommt welcher Kaffee, welche Röstung wurde angewandt, wie sind die Mischverhältnisse und welche Auswirkungen hat das alles auf den Geschmack. Für die Gastronomen ist natürlich auch wichtig, welchen Wareneinsatz sie leisten müssen, um mit diesem mehr an Geschmack eine höhere Kundenbindung und somit auch Gewinn zu erzielen.
Eines meiner persönlichen Highlights sind die Themen im Rothauspark: Außengastronomie live, Barbecue, Ambiente, Living. Wir wollen zeigen, wie die Gastronomen ihre Außensaison mit Hilfe der Eventgastronomie verlängern können. Und das live. Quasi im Realbetrieb.
2018 findet ja erstmals parallel zur Intergastra die Gastro Vision statt. Was versprechen Sie sich davon?
Die Gastro-Vision kommt deshalb so gerne nach Stuttgart, weil sich die Intergastra in den letzten Jahren so toll entwickelt hat. Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, im Gegenteil. Gemeinsam können wir etwas Neues schaffen und bewirken, dass das gastronomische Herz Deutschlands im Februar in Stuttgart schlägt.
2020 setzt die Intergastra noch eins drauf: Dann findet auch die renommierte IKA Olympiade der Köche in Stuttgart statt. Wie kam es dazu?
Der VKD ist der Meinung, dass so ein Wettbewerb mit einer solchen Strahlkraft am besten in einem Branchentreffpunkt internationaler Größe wie der Intergastra aufgehoben ist. Zusammen mit unserem Trägerverband, dem DEHOGA Baden-Württemberg, ist es uns gelungen, die Infrastruktur für die IKA bereitzustellen. Wir bündeln die Teams in olympischen IKA-Dörfern an den Landesberufsschulen des DEHOGA; dort haben sie Trainings- und Übernachtungsmöglichkeiten. 2020 treffen in Stuttgart also ein toller Wettbewerb, eine tolle Messe und ein toller Verband aufeinander und heben den Branchentreffpunkt auf ein neues Niveau. Dann schlägt das gastronomische Herz nicht nur Deutschlands sondern der ganzen Welt für ein paar Tage in Stuttgart.
Das Interview führte Sabine Hartleif.