Kaffee zählt – wen wundert’s – zu den systemrelevanten Lebensmitteln. Deshalb blieben Kaffeeröstereien trotz Corona-Krise geöffnet. Doch Systemrelevanz beginnt bereits im Kaffeeanbau.
Besonders jetzt sind Solidarität und Verantwortung gegenüber den Kaffeebauern in den Anbauländern gefragt, denn sie trifft die Krise doppelt: sowohl Gesundheitssystem als auch Wirtschaft sind dort weit fragiler als hierzulande. Mit der neuen Fairtrade Kaffee-Röst-Handwerk-Partnerschaft können kleine Röstereien ihr Engagement für fairen Handel und globale Solidarität sichtbar machen. Die Kaffeerösterei Konstanz ist die Erste, die sich registriert hat. In der Krise müssen sich vor allem Kleinröstereien neu aufstellen, weil die Gastronomie als Kunde überwiegend wegfiel. Kleinröster bieten vermehrt über Online-Shops, Heimlieferservices und in lokalen Supermärkten die Lieblingsbohnen für Homeoffice und Heimbaristi an.
Qualität ist mehr als Geschmack
Kleinröstereien legen besonderen Wert auf Qualität. Hinter diesem Begriff sollten nicht nur Sensorik und Geschmack stecken, sondern auch gute Arbeitsbedingungen, stabile Preise und langfristige Handelspartnerschaften. Die Zahl kleiner Röstereien, die Qualität so definiern und auf Spitzenkaffee und fairen Handel setzen, wächst. Darauf hat Fairtrade reagiert und bietet eine einfache und unbürokratische Partnerschaftsoption für diese Zielgruppe an, für die eine eigene Fairtrade-Lizenz oft zu aufwendig ist: Kleinröstereien, die bis zu fünf Tonnen Fairtrade-Kaffee pro Jahr verarbeiten und diesen bei autorisierten Kaffeehändlern kaufen, können sich auf der Website von Fairtrade Deutschland registrieren. Sie werden in den Online-Einkaufsfinder aufgenommen und erhalten Werbematerial, mit dem sie Kunden auf ihr Engagement aufmerksam machen.
Kaffeerösterei Konstanz ist erster Partner
Fairtrade ist das bekannteste Nachhaltigkeitssiegel und genießt eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Der Begriff „fair“ ist nicht geschützt – erst durch das Siegel ist klar: Hier gelten international gültige Kriterien. Das ist einer der Gründe, dass sich die Kaffeerösterei Konstanz registriert hat: „Fairer Handel mit unseren Kaffeebauern war uns schon immer sehr wichtig. Dafür zahlen wir auch gerne einen höheren Preis. Nur auf dieser Basis sind die Bauern in der Lage, nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Für uns als Kaffeeröster bedeutet das auch in den Folgejahren mit unseren Kaffeebauern verlässliche Rohkaffeeproduzenten zu haben. Die Fairtrade Kaffee-Röst-Handwerk-Partnerschaft unterstreicht die Glaubwürdigkeit unserer Handlungsweise“, sagte Patricia Nabitz von der Kaffeerösterei Konstanz.
Fairtrade-Kaffeebauern in der Corona-Krise
Die Pandemie zeigt in den Kaffeeanbauländern Auswirkungen, die weit über die Gesundheitsgefährdung durch das Virus hinausgeht: Mobilitätseinschränkungen führen dazu, dass Erntehelfer nicht in ländliche Regionen kommen und, wo der Kaffee schon geerntet ist, der Transport zum Hafen schwieriger und teurer wird. Der Kaffeepreis schwankt beträchtlich, das Wettgeschäft an der Börse hat Aufwind. „Die Krise ist Gift für die Preise“, sagte TransFair-Vorstandsvorsitzender Dieter Overath.
Fairtrade startet Soforthilfe-Programm
Um Kleinbauern und Arbeitende in Zeiten der Corona-Krise schneller und besser bei Schutz- und anderen Maßnahmen zu unterstützen, hat Fairtrade seine Standards geändert. Fairtrade-zertifizierte Organisationen können bis einschließlich September bis zu 100 Prozent der Fairtrade-Prämiengelder verwenden, um Lohnverluste bei Arbeiterinnen und Arbeiter aufzufangen. Zudem richtet Fairtrade einen Hilfsfonds ein. Mit diesen Geldern können die Produzenten den Kauf von Schutzausrüstung wie Gesichtsmasken oder die Durchführung von Hygienekampagnen finanzieren. Vorgesehen sind aber auch Maßnahmen zu Sicherung von Grundbedürfnissen sowie notwendige Investitionen für Qualitätssicherung und Produktivität.
Weitere Informationen
Interessierte Kleinröster können sich bei Fairtrade Deutschland innerhalb des Einkaufsfinders registrieren unter: http://roester.fairtrade-deutschland.de