Wie man das Thema Nachhaltigkeit einfach und effizient umsetzen kann, zeigte der Online-Fachkongress „Handeln statt Warten – Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung“ Anfang Dezember 2020. Über 170 Teilnehmer aus Kitas, Schulen, Trägerschaften und Behörden holten sich an diesem Tag Anregungen und Hilfestellungen, um nachhaltig handeln zu können, anstatt zu warten.
Was sind die Grundsätze und Ziele einer nachhaltigen Ernährung? Wo liegen die Hauptursachen für Lebensmittelabfälle und wie können sie vermieden werden? Wie kann man Gerichte nachhaltig planen? Der Nachhaltigkeitsgedanke beschäftigt die Kita- und Schulverpflegung nicht erst seit der Coronapandemie. Doch durch Corona hat das Thema an Bedeutung gewonnen. Insbesondere regionale Produkte werden seitdem zunehmend nachgefragt. Mit jenen Aspekten der Kita- und Schulverpflegung beschäftigte sich Anfang des Monats der Fachkongress „Handeln statt Warten – Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung“ . Für den Leiter des Kompetenzzentrums für Ernährung Guido Winter kam es in seinem Begrüßungsstatement darauf an, dass „wir das Thema Nachhaltigkeit jetzt weiter voranbringen und stabilisieren.“ Hierbei seien die Kinder und Jugendlichen genau die richtige Zielgruppe, um das Thema langfristig zu verankern. „Es ist ein Grundgedanke, der überall mitschwingt: es geht um Saisonalität, um gesundes Essen und um Nachhaltigkeit – das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde“, betonte auch die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, in einer Videobotschaft zu Beginn der Veranstaltung.
Wir müssen umdenken
Dr. Karl von Koerber (Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung e. V., München) ordnete das Thema nachhaltige Verpflegung in einen ganzheitlichen Zusammenhang ein und verdeutlichte, dass unser Lebensstil auf dem Prüfstand steht und wir umdenken müssen. Er erläuterte die Grundsätze und Ziele einer nachhaltigen Ernährung und orientierte sich dabei an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs =Sustainable Development Goals). Er beleuchtete fünf verschiedene Dimensionen des Nachhaltigkeitsbegriffs und sieben Grundsätze einer nachhaltigen Ernährung, die auch als praktische Handlungsempfehlungen für die Kita- und Schulverpflegung herangezogen werden können.
In einem Interview mit dem Moderator Nicolas Foltin ging Cornelia Espeter von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen anschließend auf das Projekt REFOWAS („Pathways to Reduce Food Waste“) ein. Sie knüpfte damit an den Vortrag ihres Vorredners an und legte den Schwerpunkt auf das 12. SDG: „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“. Sie erläuterte, wo die Hauptursachen für Lebensmittelabfälle in Kita und Schule liegen und an welcher Stelle sie entstehen. Espeter zeigte auf, mit welchen Vermeidungsstrategien Einrichtungen die Problematik angehen können und welche Hilfestellungen es für Speisenanbieter und Küchen gibt.
Wir haben den Luxus zu handeln
Manuel Klarmann (Gründer Eaternity Institut, Zürich) betrachtete die Kita- und Schulverpflegung unter Klimaschutzaspekten. Mit seiner „Eaternity-App“ kann man den ökologischen Fußabdruck genau und effizient messen. Die Teilnehmer konnten bereits am Veranstaltungstag ihr Mittagessen unter die Lupe nehmen und dessen Klimafreundlichkeit berechnen. Mit diesem Tool lassen sich auch Gerichte in der Kita- und Schulverpflegung nachhaltig planen. In seinem Vortrag zeigte Klarmann auf, mit welchen Materialien ein nachhaltiger Wandel in der Kita- und Schulverpflegung möglich ist. „Wir übernehmen Verantwortung, nicht weil wir zuständig sind. Sondern weil wir können.“ Mit diesem moralischen Apell verdeutlichte Klarmann den Teilnehmern anschließend, dass sie den Luxus haben, handeln zu können.
Gehen wir es an!
Nach jedem Vortrag hatten die Teilnehmer über den Chat die Möglichkeit, Fragen zu stellen, so dass die Inhalte mit den Referenten weiter vertieft werden konnten. Die Veranstaltung wurde durch die Visualisierungsmethode „Graphic Recording“ begleitet. Hierbei entstand durch Gunter Rubin ein visuelles Protokoll, das am Ende des Kongresses die Querverbindungen der Themen untereinander gut aufzeigte. Am Ende des Online-Kongresses waren 84 % der Teilnehmer sehr motiviert, das Thema Nachhaltigkeit in ihrer Einrichtung voranzubringen, wie eine Kurzumfrage zeigte.
Unterstützung erhalten die Einrichtungen und Träger hierbei von den acht Fachzentren Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, die als Ansprechpartner für die Verpflegungsverantwortlichen in ganz Bayern fungieren, so Angelika Reiter-Nüssle vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In ihren Abschlussworten zeigte sie auf, dass der Tag unterschiedliche Aspekte und Meinungen deutlich machte. In der Aussage, „dass wir etwas tun müssen, für unser Klima und für die Nachhaltigkeit“, seien sich aber alle einig. Hierbei müssen alle zusammen agieren und dranbleiben, denn die nachhaltige Kita- und Schulverpflegung soll vorangebracht werden. Mit einem Appell an die Teilnehmer schloss Reiter-Nüssle die Veranstaltung: „Lasst uns die Nachhaltigkeit noch stärker als bisher überall dort spielen, wo wir Verantwortung haben.“