Das größte Volksfest der Welt, das Münchner Oktoberfest, wird in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Während der „Wiesn-Saison“ entstehen auf dem Oktoberfest etwa 13.000 Arbeitsplätze. 8.000 Beschäftigte werden in festem Arbeitsverhältnis angestellt, weitere 5.000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte auf der Wiesn Arbeit.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder hat der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter am 21. April die Absage des Oktoberfestes 2020 bekannt gegeben. Das Münchner Oktoberfest findet damit bereits zum 25. Mal in seiner über 200-jährigen Geschichte nicht statt. „Das ist natürlich eine sehr traurige Nachricht für alle Wiesn-Fans, in München, in Bayern und auf der ganzen Welt. Aber das Risiko ist einfach zu groß, dass sich auf dem Oktoberfest mit seinen rund 6 Millionen Gästen Menschen mit dem Virus anstecken könnten. Bis Ende September werden wir die Gesundheitskrise zwar hoffentlich zum großen Teil gut überstanden haben, umso unverantwortlicher wäre es, eine neue Welle der Verbreitung zu riskieren. Das wäre auch zum Schaden unseres weltweit beliebten Fests”, so Dieter Reiter.
„Die Nachricht trifft nicht nur die Besucherinnen und Besucher, sondern natürlich auch alle, die auf dem Oktoberfest arbeiten und mit den Einnahmen jedes Jahr fest rechnen – das beginnt bei den Bedienungen und geht über alle Standlbetreiber und die Schausteller bis hin zu den Wiesnwirten. Auch für die gesamte Tourismuswirtschaft, die Gastronomie außerhalb der Wiesn, die Hotels, das Taxigewerbe und viele andere, die schon jetzt schwere Zeiten durchmachen, ist das ein herber Verlust. Persönlich werde ich die Eröffnung dieses Jahr natürlich auch vermissen. Das Anzapfen ist eine der schönsten Amtshandlungen im Terminkalender des Münchner Oberbürgermeisters. Umso mehr freue ich mich, und können wir uns alle aufs nächste Jahr freuen!“.
Branche braucht den reduzierten Umsatzsteuersatz
Angesichts der verkündeten Tatsache, dass dieses Jahr kein Oktoberfest stattfinden wird, meint Dr. Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes: „Das Oktoberfest ist ein Symbol für München, für Bayern, ja für Deutschland. Es steht für ein friedvolles, geselliges Miteinander, für pure Lebensfreude von jung bis alt. Daher schmerzt die Entscheidung nicht nur ökonomisch, sondern auch emotional enorm. Sie ist nicht nur für die Stadt, sondern weit darüber hinaus, ein riesiger Verlust. Es musste eine schwierige Entscheidung zwischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Aspekten getroffen werden, letztlich hat man Gesundheit vor Geschäft Vorrang gegeben. Bayern wird dieses Jahr ein wichtiges Stück Lebensglück fehlen. Zudem werden aufgrund der wirtschaftlichen Verflochtenheit weite Teile der Wirtschaft diesen Verlust deutlich spüren. Nachdem bereits angekündigt wurde, dass vergleichbare Feste in ganz Bayern ebenfalls abgesagt werden, benötigt das Gastgewerbe als Hauptbetroffener dieser Entscheidung, den reduzierten Umsatzsteuersatz mehr denn je sowie einen Rettungsfonds, sonst werden weite Teile des Gastgewerbes diese Krise nicht überstehen. Damit würde die Branche als Grundvoraussetzung für die Leitökonomie Tourismus, aber auch als der regionale Wirtschaftsmotor schlechthin, auf Dauer wegfallen.“
Am 22. April 2020 wurde nun ein reduzierter Umsatzsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie für ein Jahr von Juli 2020 bis Juni 2021 auf 7 Prozent beschlossen. Darauf hat sich die Große Koalition in einem Verhandlungsmarathon geeinigt.
Die Facts:
Das Oktoberfest hätte in diesem Jahr zum 187. Mal in seiner 210-jährigen Geschichte stattgefunden. Seit 1810 haben 25 Oktoberfeste nicht stattgefunden, überwiegend wegen Kriegen. Aber auch wegen der Inflation in den Jahren 1923 und 1924 oder wegen der Cholera-Epidemien in den Jahren 1854 und 1875. Nach den beiden Weltkriegen wurden jeweils Ersatzfeste in einem kleineren Rahmen veranstaltet.
Das Münchner Oktoberfest ist der Weltmarktführer unter den Volksfesten. Die Gästezahlen und der Konsum auf dem Festgelände belegen dies eindrücklich. So kamen nach Schätzung der Festleitung in den Jahren 2018 und 2019 jeweils 6,3 Millionen Gäste auf das Oktoberfest und tranken dort jeweils gut 7,8 Millionen Mass Bier.
Mehr als 500 Betriebe sind jährlich auf dem Oktoberfest: Vom Festzelt über Hendl- und Wurstbratereien über Karussellbetriebe und Schaubuden bis hin zu Brezn-, Mandel- oder Souvenirständen.
Während der „Wiesn-Saison“ entstehen auf dem Oktoberfest etwa 13.000 Arbeitsplätze. 8.000 Beschäftigte werden in festem Arbeitsverhältnis angestellt, weitere 5.000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte auf der Wiesn Arbeit.