Sie zählt zu den beliebtesten Obstsorten des Landes. Jeder Portugiese isst im Jahr durchschnittlich 6,2 kg von ihr und auch in anderen Ländern erfreut sie sich immer größerer Beliebtheit – die Rocha-Birne ist mit das meist exportierte Agrarprodukt Portugals.
Knapp 60 % der jährlichen Produktion der Rocha-Birne (portugiesisch Pêra Rocha) wird aus Portugal ins Ausland exportiert – Brasilien, Marokko, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Spanien gehören dabei zu den wichtigsten Abnehmermärkten. Mit zunehmender Tendenz wird die heimische Frucht vor allem in der Region Oeste, nur wenige Kilometer von Lissabon, im Zentrum des Landes angebaut. Durch die Nähe zum Meer erfährt die Pera Rocha hier klimatisch einzigartige Bedingungen. Insgesamt 29 Gemeinden haben die Birne bereits zu ihrem Haupterzeugnis gewählt, sodass sich hier eine Produktionsfläche von rund 11.000 ha ergibt.
Von Generation zu Generation
Armando Torres-Paulo gehört mit seinem Anwesen Quinta de Santo António in Cadaval zu den drei Mitgliedern der „Sociedade Agrícola Quintas de Cadaval“ und besitzt einen der ältesten Rocha-Birnengärten des Landes. Die ersten Bäume wurden im Jahre 1956 gepflanzt und produzieren noch heute Früchte. „Im Durschnitt werden Birnenbäume rund 40 Jahre alt. Nach drei Jahren tragen sie bereits die ersten Früchte“, so Torres-Paulo. Gegründet wurde die Quinta de Santo António in 1940er-Jahren von Armandos Großvater Zacarias Vivas, der die Land- und Forstwirtschaft in der Gemeinde Cadaval maßgebend vorantrieb. Das Familienanwesen fasst eine Fläche von insgesamt rund 600 ha, von denen Armando gemeinsam mit seinem Sohn Pedro und Schwager Antonio 80 ha mit Birnen-, Pflaumen- und Apfelbäumen bewirtschaftet. Mit 60 ha macht die Pêra Rocha dabei den größten Anteil aus. Jedes Jahr tragen die Männer mit einem Ernteertrag von rund 1.500 t zum Gesamtexport der Rocha Birne bei. Nicht überraschend also, dass mit dem nahenden August jedes Jahr hunderte von Helfer in der Region Oeste eintreffen, um bei der Ernte mit anzupacken. „Unter dem Jahr haben wir 12 Mitarbeiter, zur Erntezeit zusätzliche 180“, erzählt Armando Torres-Paulo.
„Der kritischste Moment ist, wenn die Blüten zur Frucht werden. Denn hier kommt es drauf an, dass die Bäume ausreichend Wasser bekommen“, erklärt Torres-Paulo. Seine Bäume werden daher zweimal täglich mit je acht Litern bewässert. In einem trockenen Jahr wie 2018 eine große Herausforderung. „Grundsätzlich sollten die Früchte in den letzten paar Wochen täglich um fünf Millimeter wachsen, wenn es aber nachts zu warm ist, wachsen sie schlechter.“ Gepflückt werden die Birnen bis Anfang September nach wie vor auf traditionelle Art und Weise per Hand. Zunächst die Früchte von den unteren Äste, dann die oberen, schwer zu erreichenden Reihen mithilfe einer kleinen Trittleiter. „Meinen Job muss man mit Leidenschaft machen und ein Gefühl für den genau richtigen Zeitpunkt der Ernte entwickeln“, verrät der Obstbauer während er energisch gestikuliert. Wichtiges Reifekriterium sei dabei der Zuckergehalt und die Festigkeit der Früchte. „Beides wird während der Erntezeit regelmäßig durch Lebensmittelkontrolleure der TriPortugal, der Fruchthändlervereinigung Portugals mittels Brix-Test geprüft.“
Alle geernteten Früchte, werden noch am selben Tag zum Obstgroßhändler Granfer ins wenige Kilometer entfernte Obidos transportiert, wo die Früchte klassifiziert werden. Haben sie erst einmal die Waschstraßen und Qualitätskontrollen durchlaufen, werden sie etikettiert und verpackt, um dann in die Kühlschränke zu gelangen, wo sie in einer kontrollierten Umgebung (zwischen 0 und 1 °C) gelagert werden. Zwischen August und Anfang Juni des folgenden Jahres stehen die Früchte so für den Export bereit.