Nach langem Warten gab Ministerpräsident Markus Söder am 6. Mai 2020 endlich grünes Licht für die schrittweise Wiedereröffnung der bayerischen Gastronomie. Im Nachgang dazu, hat die Fachzeitung Catering Management exklusiv mit Frank-Ulrich John, Pressesprecher des Dehoga Bayern, gesprochen.
Herr John, ist die Gastronomie nach der nun doch plötzlichen Bekanntgabe der Wiedereröffnung Mitte Mai ausreichend darauf vorbereitet?
Gerade für die bayerische Gastronomie muss man sich vor Augen führen, dass immer angedeutet wurde, dass an eine Öffnung der Gastronomie nicht vor Pfingsten zu denken wäre. Deswegen sind wir für jeden Tag dankbar, an dem die Betriebe früher öffnen können. Die Gastronomie in Deutschland hatte schon immer hohe Hygieneanforderungen. Wir sind daher zuversichtlich, dass die Betriebe auch die verschärften Maßnahmen in der kurzen Zeit gut umsetzen werden und eröffnen können.
Einige Betriebe können nicht wieder öffnen. Wie hoch ist die Prozentzahl der bereits insolventen Unternehmen?
Eine feste Zahl gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Allerdings haben wir grobe Schätzungen erstellt. Wir fürchten, dass rund 30 Prozent der Betriebe von der Insolvenz betroffen sein werden. In Bayern sind das circa 14.000 Betriebe, gemischt aus allen Geschäftszweigen – von der Hotellerie bis hin zu Caterern und der Gemeinschaftsverpflegung. Welche Betriebszweige überdurchschnittlich davon betroffen sind, können wir noch nicht sagen, da es sich im Moment um eine Schätzung handelt, die nicht weiter ausdifferenziert ist. Im Sommer werden uns genaue Zahlen dazu vorliegen. Ob es eher kleine Unternehmen, mit geringer Mitarbeiterzahl, oder Branchenneulinge trifft, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Manchmal hat es ein Familienbetrieb gegenüber großen Gastronomen einfacher, da die Personalkosten nicht so hoch sind. Größere Betriebe haben es dagegen oft leichter sich ein Liquiditätspolster aufzubauen. Besonders hart trifft es Bars, Kneipen, Diskotheken und Festzeltbetriebe, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht mal eine Perspektive haben. Deswegen ist eine stichfeste Einschätzung im Moment nicht möglich. Man muss erst jeden Betrieb individuell betrachten. Bei Betriebsrestaurants kommt es zum Beispiel sicher auch auf das Verständnis der Vertragspartner während der letzten Monate hinsichtlich des Verzichts auf Pachtzahlungen an oder auch auf die Entwicklung in der Wirtschaft.
Wie unterstützen Sie Ihre Verbandsmitglieder?
Seit Beginn der Krise beraten wir unsere Betriebe fast rund um die Uhr. Momentan warten wir auf die Bedingungen, die für die gastronomischen Betriebe festgesetzt werden. Für die Abstimmung der Ministerien haben wir Konzepte erarbeitet, die nun die Diskussionsgrundlage der Politiker bilden. Sobald die Entscheidungen festgezurrt sind, sind wir gut darauf vorbereitet, alle Unternehmen zu unterstützen. Wir schließen uns mit Kooperationspartnern zusammen, die Lösungen anbieten und führen auch selbst individuelle Beratungen durch. Auf diese Weise wollen wir helfen, möglichst viele Unternehmen durch die Krise zu bringen. Bedarf ist eindeutig da. Seit Beginn des Shutdowns haben wir praktisch 24/7 etwas zu tun. Ein Beispiel für eines unserer unterstützenden Projekte ist die “Blitzlicht-Beratung”. Dabei kommt ein Berater direkt in den Betrieb und macht eine Momentaufnahme, auf deren Basis dann eine direkte Strategie ausgearbeitet wird. Der Berater hat zwei bis vier Stunden Zeit für den Gastronomen. Die Blitzlicht-Beratung ist für die Betriebe kostenlos, da die Kosten vom Freistaat Bayern und dem Dehoga getragen werden. Bewerben kann sich jeder gastronomische Betrieb dafür, egal ob Verbandsmitglied oder nicht und aus jedem Branchenzweig.
GV-Experten trotzen Corona
Gemeinsam meistern wir die Wiedereröffnung! Nach dem langen Stillstand ist der Weg in das “neue Normal” eine Herausforderung. Kluges Netzwerken kann in dieser Situation helfen, neue Impulse und gangbare Weg zu finden. Melden Sie sich noch heute kostenlos in unserem GV-Experten-Forum an und teilen Sie Ihre Erfahrung mit uns! Unter: www.gv-experten.de