In Mexiko gibt es mittlerweile mehr Fettleibige als in den USA. Fettiges Essen, zuckerhaltige Getränke und wenig Bewegung bringen zusätzliche Pfunde auf die Waage. Mit einer Strafsteuer auf Fast Food und Limonaden will die Regierung nun das Fett bekämpfen.
Fettiges Essen gibt es in Mexiko an jeder Straßenecke. Taco-Verkäufer bieten mit Fleisch, Speck und Zwiebeln gefüllte Maisfladen feil, an mobilen Ständen werden Brote mit Schinken, Käse und Eier zu turmhohen Tortas (Sandwichs) geschichtet, und ein paar Schritte weiter brutzeln süße Churros im Fett. Auch die großen US-Fast-Food-Ketten sind mit zahlreichen Filialen im Land vertreten. Ihre Burger spülen die Mexikaner gerne mit einem kräftigen Schluck Limonade herunter.
Die kalorienreiche Kost und mangelnde Bewegung haben Mexiko zu einem Land der Dicken gemacht. 70 Prozent der Erwachsenen sowie 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen gelten als zu schwer. Damit hat Mexiko sogar die USA hinter sich gelassen. Fast jeder zehnte erwachsene Mexikaner leidet an Diabetes. Mit Strafsteuern auf Fast Food und zuckerhaltige Getränke will die mexikanische Regierung der grassierenden Fettsucht nun zu Leibe rücken. Auf Lebensmittel mit mehr als 275 Kalorien je 100 Gramm wird ab Anfang kommenden Jahres eine Steuer von acht Prozent erhoben. Eine vom Kongress verabschiedete Steuerreform sieht zudem eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke vor.
Grundsätzlich sind Lebensmittel in Mexiko von der Mehrwertsteuer befreit. Die Einführung der Steuern auf kalorienreiche Nahrung hat eine hitzige Debatte ausgelöst. Die Interessenverbände der Getränkeindustrie liefen Sturm gegen die Reform, viele Mexikaner fühlen sich von der Strafsteuer bevormundet. Mexiko leide jedoch an einer «echten Übergewichtsepidemie», sagte Präsident Enrique Peña Nieto am Donnerstag wenige Stunden vor der Abstimmung im Parlament. «Wir können jetzt nicht die Beine hochlegen. Leider sind wir eine Gesellschaft, die an Übergewicht leidet, die nicht weiß, wie man gesund bleibt und Krankheiten vermeidet.» Zusätzlich zu den Steuern kündigte der Staatschef eine Reihe von Gegenmaßnahmen wie Erziehungsinitiativen, neue Etikettierungsvorschriften und Sportprogramme an.
Die Fettsucht hat zum Teil auch soziale Ursachen. Im völlig verarmten Bundesstaat Chiapas im Süden des Landes sollen Mütter bereits ihren Säuglingen Cola zu trinken geben. Das zuckerhaltige Getränk ist überall verfügbar, macht kurzfristig satt und ist viel billiger als Milch. «Wenn man einem Kind schon in jungen Jahren süße Getränke gibt, ist es sehr schwer, es später dazu zu bringen, Wasser zu trinken», sagte kürzlich der Direktor des Verbraucherschutzvereins El Poder del Consumidor, Alejandro Calvillo, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Im Kampf gegen das Übergewicht plädiert er vor allem dafür, den Zugang zu sauberem Trinkwasser im ganzen Land zu verbessern. (dpa)