Knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jährlich in Deutschland auf dem Müll anstatt verzehrt zu werden. Die Initiative Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeichnete mit einem Preis nun erstmalig Unternehmen und Organisationen für ihr Engagement gegen Lebensmittelverschwendung aus. Der Kasseler Bio-Schulverpfleger biond wurde Sieger in der Kategorie „Gastronomie“.
Ingrid Hartges würdigte biond in ihrer Laudatio: biond habe die Jury insbesondere dadurch beeindruckt, dass das Unternehmen „nicht nur selbst vorbildlich nachhaltig wirtschaftet, sondern damit auch noch einen hohen Bildungsauftrag verknüpft. Denn bei ihm lernen schon die Kleinsten, wie man lecker, gesund und ohne Reste essen kann.“ Für die Küche, die Schulrestaurants bundesweit mit Mittagessen beliefert, gehört die Vermeidung von Lebensmittelabfällen zum Konzept.
„Probier mal was Neues“
Das Unternehmen verarbeitet zu 100 Prozent Bio-Lebensmittel, ein hoher Anteil stammt von Erzeugern aus der Region. Die Abfallvermeidung beginnt in der Großküche: nur 3 Prozent der Roh-Lebensmittel werden bei biond weggeworfen. Aus Gemüseabschnitten bereitet das Küchenteam noch schmackhafte Fonds, anstatt sie ungenutzt zu entsorgen. „Für uns spielt Ernährungsbildung eine ganz wichtige Rolle“ erklärt biond-Geschäftsführerin Jana Heise. „Mit unserem großen Buffetangebot, mit Probieraktionen und Workshops lernen die Kinder und Jugendlichen die geschmackliche Vielfalt der Lebensmittel kennen.“ Das gelingt durch Aktionen wie „Probier mal was Neues“, bei der unbekannte Lebensmittel vorgestellt werden, dem kleinen „Probierchen“, das dazu ermuntert, ein Gericht erst einmal in einer kleinen Portion zu testen sowie Schülerworkshops mit gemeinsamer Gemüsezubereitung und Verkostung.
Über die Vergabe entschied eine hochrangige Jury unter dem Vorsitz des ehemaligen Bundesumweltministers Professor Dr. Dr. Klaus Töpfer, der unter anderem der Sterne- und Fernsehkoch Christian Rach sowie die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ingrid Hartges, angehörten. Aus mehr als 200 Einreichungen wurden 16 Unternehmen für den Preis nominiert, der am 13. April 2016 vergeben wurde. Die Bewertung erfolgte nach fünf Kriterien Themengenauigkeit, Kreativität/Innovation, Engagement, Erfolg sowie Vorbildwirkung.
Transparente Behälter verdeutlichen Abfallmengen
„Wenn sich die Staatengemeinschaft im September dieses Jahres unter dem Dach der Vereinten Nationen Nachhaltigkeitsziele gibt, dann heißt das bei der Umsetzung des Ziels zur Ernährung für Deutschland vor allem: reduziert die Verschwendung! Das vorhandene vielfältige Engagement gegen diese Verschwendung begrüße ich sehr!“, sagte Klaus Töpfer. Aramark, zweitgrößter Cateringdienstleister in Deutschland, war als einziges national agierendes Catering-Unternehmen ebenfalls für den Bundespreis nominiert. Um unnötige Lebensmittelabfälle zu verringern, setzt das Unternehmen seit 2012 in allen Betrieben ein umfassendes Waste-Management-Programm um. Großes Augenmerk liegt auf einer möglichst akkuraten Bedarfs- und Mengenplanung. Trainings im Bereich der handwerklichen Verarbeitung fördern die optimale, abfallminimierende Vorbereitung. Beispielsweise trainieren die Mitarbeiter das richtige Zuschneiden der Zutaten sowie die möglichst komplette Verwendung der eingesetzten Produkte. Transparente Abfallbehälter in jeder Küche verdeutlichen den Mitarbeitern die Abfallmengen.
Insgesamt wurden 50 Schulungen mit Betriebs- und Küchenleitungen und 600 betriebliche Trainings mit den Küchenteams durchgeführt. Ein verpflichtendes E-Learning-Programm vermittelt alle ergriffenen Maßnahmen. Aramark konnte so die vermeidbaren Speiseabfälle um rund 50 Prozent verringern. Nominiert wurde außerdem die Maritim Hotelgesellschaft mbH. Sie überwacht die eigenen Lebensmittelabfälle an vier Standorten zusammen mit der Universität Stuttgart und im Rahmen der Aktivitäten von United Against Waste e. V. Dadurch hat sie die Wegwerfmengen stark reduziert. Die Lebensmittelabfälle am Frühstücksbuffet eines Maritim Hotels wurden dauerhaft um 80 Prozent reduziert, indem die Nachproduktion der Speisen dem tatsächlichen Bedarf der Gäste angepasst wurde. Auch Portionsgrößen einzelner Gerichte und Beilagen wurden angepasst.
„Lebensmittelabfälle zu vermeiden ist eine Herzensangelegenheit des Gastgewerbes – aus Gründen der Nachhaltigkeit, aber auch aus kaufmännischer Sicht, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V.. „Der Bundespreis macht das vielfältige Engagement in diesem Bereich sichtbar. Wir wollen Unternehmer wie Gäste weiterhin für dieses so wichtige Thema sensibilisieren.“
Foto: Michael Gottschalk/photothek.net/BMEL