Jeder Prüfer sitzt wie in einem Klassenraum an einem einzelnen Tisch. Der wissenschaftliche Leiter der Qualitätsprüfung von Speiseeis, Reimer Jürgens, ist am Donnerstag wie der Lehrer vor seiner Klasse platziert und hat seine 19 Tester im Blick: Abgucken und Schwatzen ist nicht erlaubt. Die Bewertung wird schriftlich festgehalten, der Hersteller bleibt unbekannt. Rund 260 verschiedene Produkte vom Eis am Stil bis zu Familiengroßpackungen stellen sich bis Freitag im Testzentrum der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Oldenburg dem Qualitätsurteil.
Auf jeden Prüfer kommen rund 80 Portionen Eis. “Die Menge schreckt mich nicht, aber die Kalorien”, sagt Christina Limberg-Janßen aus Delmenhorst. “Ich müsste nächste Woche ein paar Obsttage einlegen.” Die Mitarbeiterin eines Zuliefererbetriebes der Eisherstellung ist das zweite Mal als Prüferin dabei. “Ich bin ein Eis-Fan.”
Die beste Note ist eine 5
Liebe zum Eis ist nach Ansicht von Prof. Wolf-Rüdiger Stenzel von der FU Berlin auch Voraussetzung für die Aufgabe. Stenzel ist ein “alter Prüfhase” und seit bald 20 Jahren dabei. Eis sei noch immer eine Besonderheit, als Dessert oder auch als Zwischendurch-Mahlzeit.
“Deshalb haben sich fettreduzierte Eissorten bislang nie am Markt durchsetzen können”, sagt der Lebensmittelchemiker. Ebenso wenig “abstruse Kombinationen”, beliebt seien nach wie vor die Klassiker Vanille, Schokolade und Erdbeer. Und bei Kinder sei es das Wassereis, “möglichst pinkfarben oder Cola”, meint Stenzel.
Vor ihm liegt ein Vanille-Eis mit Schoko-Fettglasur und Waffel. Geprüft werde nach genau festgelegten Kriterien – Aussehen, Gefüge, Geschmack. Stenzel vergibt dreimal die Höchstnote. Nicht ganz so zufrieden mit einem sogenannten Sandwich-Eis ist Prüfer Peter Trumpfheller aus Haaren in Nordrhein-Westfalen. “Das Eis ist nicht so prickelnd”, sagt der Experte aus der Eiscremebranche. Er vergibt zweimal die “4” und einmal die “5”.
Abwechslung im Labor
Für die Helferinnen ist der Eistest eine willkommene Abwechselung zum normalen Laboralltag. Sie packen das Eis aus und bereiten die Proben vor. “Wir wissen, von welchem Hersteller das Eis ist, dürfen es aber nicht verraten”, sagt die Chemietechnikerin Kathrin Janßen. Und selbstverständlich dürfen auch die Helferinnen kräftig in die Eistruhe greifen und naschen.
Die Eisprüfung ist für die Unternehmen freiwillig, sie können sich nach DLR-Angaben dafür anmelden. Am Ende gibt es Gold-, Silber- und Bronze-Auszeichnungen. Ergebnisse wird es im Juli geben. Manche Unternehmen würden später mit der Plakette im Markt für ihr Produkt werben, sagt DLR-Sprecher Guido Oppenhäuser. Andere nutzten die Teilnahme zur Bestätigung eigener Qualitätsprüfungen.
Eis ist laut DLR nicht nur an heißen Tagen beliebt. Im Jahr 2010 schleckten die Deutschen rund 7,7 Liter, so viel wie im Jahr zuvor. (dpa)
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