Produkte aus «fairem Handel» sind auf dem Vormarsch: Für Kaffee und Schokolade mit «Fair-Trade-Siegel» zahlen Verbraucher gerne mehr – denn so können sie beim Einkauf auch ihr soziales und ökologisches Gewissen beweisen. Trotzdem bleibt «Fair Trade» ein Nischenmarkt.
Produkte aus «fairem Handel» sind bei den Verbrauchern in Deutschland immer stärker gefragt. Der Umsatz mit Fair-Trade-Waren stieg im vergangenen Jahr in Deutschland um 27 Prozent. Damit halte das zweistellige Wachstum bereits im siebten Jahr an, berichtete der Verein TransFair am Dienstag in Bonn. Kaffee, Säfte oder Blumen mit Fair-Trade-Siegel haben ihren Weg aus Dritte-Welt- oder Bioläden in fast jeden Supermarkt gefunden. Auch Discounter wie Aldi oder Lidl bieten Produkte aus der Palette an, ebenso immer mehr Kantinen. Mit dem Konzept sollen Kleinbauern in Entwicklungsländern unterstützt werden.
Trotz des wachsenden Interesses der Konsumenten bleibt Fair-Trade ein Nischenmarkt: Selbst beim traditionellen Aushängeschild Kaffee liegt der Marktanteil den Angaben von TransFair zufolge nur bei etwa zwei Prozent. 2010 kauften Verbraucher in Deutschland insgesamt Fair-Trade-Produkte im Wert von rund 340 Millionen Euro. Dies zeige, dass sich die Menschen «aktiv für bessere Lebens- und Umweltbedingungen in den Ländern des Südens einsetzen» wollten, sagte der TransFair-Vorstandsvorsitzende Heinz Fuchs. Immer mehr Verbraucher hinterfragten die Erzeugungsbedingungen ihrer Konsumgüter.
An der Spitze liegt weiterhin Kaffee, dessen Absatz im vergangenen Jahr deutlich um 26 Prozent zulegte. Besonders stark wuchsen die «Kaffee-zum-Mitnehmen»-Angebote, etwa in Bäckereien (plus 49 Prozent). Auf den Plätzen folgen Blumen (meist Rosen aus Kenia und Tansania), Säfte, Bananen und Textilien. Mehr als 180 Lizenznehmer in über 30 000 Supermärkten, Bioläden und Weltläden sowie rund 18 000 gastronomische Einrichtungen bieten in Deutschland mittlerweile fair gehandelte Produkte an. «Es gibt kaum noch ein Geschäft, wo Fair-Trade-Produkte nicht zu finden sind», sagte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath.
Statt multinationalen Nahrungsmittelkonzernen sollen vor allem Bauernfamilien in ärmeren Ländern von dem Konzept profitieren. Sie erhalten etwa langfristige Lieferverträge und Mindestabnahmepreise, die ihre Existenz sichern sollen. Außerdem werden ihnen nach Angaben von TransFair menschenwürdige Arbeitsbedingungen zugesichert. Allein bei Kaffee nutzen mehr als 444 000 Kleinbauern auf drei Kontinenten den Fair-Trade-Handel, der von einer international tätigen Zertifizierungsorganisation kontrolliert wird. Sie soll sicherstellen, dass soziale und ökologische Standards eingehalten werden. (dpa)