Kunstvoll bedruckte Taschen, handgemachte Broschen und Ketten, Zeichnungen auf Leinwand und Kunst in der Steichholzschachtel – all das gabs bis 30. September bei “Erna” – dem bekanntesten Automaten von Karlsruhe.
23 Jahre Rettung in “Not”
Was tun, wenn die Milch leer, aber der Supermarkt geschlossen ist? Für viele Karlsruher heißt die Antwort: “Die Erna hat’s!” Seit 23 Jahren hat der Lebensmittelautomat in der Kriegsstraße das Wichtigste für den täglichen Bedarf im Programm. Kurzzeitig gab es bei “Erna” neben Nützlichem auch Schönes zu erwerben: Kunst, Design und Musik von Karlsruher Künstlern.
Käferbrosche und Notizbuch im Rehkitz-Design
Initiiert wurde das Projekt von Solveig Schwarz und Marie-Katrin Turgetto. Schwarz hatte die Grundidee im Rahmen ihres Kulturmanagement-Studiums entwickelt und wollte sie vor ihrem Abschluss unbedingt noch umsetzten: “Ich wollte jedem Karlsruher das Kulturgut seiner Stadt zugänglich machen.” Ein Automat eignet sich hierfür natürlich besonders gut. Als mit “Erna” und ihren großen variablen Fächern eine geeignete Maschine gefunden war, wurde die Idee verwirklicht. Und so konnte jeder Karlsruher auch um vier Uhr nachts noch eine Käferbrosche oder ein Notizbuch im Rehkitz-Design erstehen. Schon ab 1,50 Euro war man dabei, im Schnitt kostet die Automaten-Kunst etwa 10 Euro. Der Erlös kam vollständig den Künstlern zugute.
Man gewöhnte sich an “Erna”
Inzwischen war “Erna” für Schwarz und Turgetto schon fast ein Adoptivkind geworden:”Wir hatten ständig das Bedürfnis, “Erna” zu besuchen, zu schauen ob auch alles in Ordnung war und um Fächer aufzufüllen”, sagt Schwarz. Und ständiges Nachfüllen war auch von Nöten gewesen, denn mit ihrem Projekt sind die beiden Studentinnen sowohl bei Künstlern als auch bei den Karlsruhern auf enorme Resonanzen gestoßen. “Wir hätten nie gedacht, dass die Idee so gut ankommen würde. Manche Familien haben Erna sogar zum Ziel für ihren Sonntagsausflug gemacht”, sagt Schwarz und schmunzelt. Inzwischen waren sogar schon die ersten Produkte ausverkauft und mussten nachproduziert werden. Wer noch sein eigenes Karlsruher Automatenkunstwerk erstehen wollte, konnte sich bis 30. September mit Kleingeld bewaffnet auf den Weg machen. Nun gibt es dort wieder das altbekannte Lebensmittelsortiment, auch Taschentücher und Schokolade. Die können die Karlsruher dann wenigstens über den Abschied von ihrer “Kultur-Erna” hinwegtrösten. (vb)
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