Der Kartenanteil an den Zahlungsarten im deutschen Handel steigt weiter und technische Innovationen sollen Zahlungsvorgänge beschleunigen, so zwei zentrale Ergebnisse der aktuellen Jahres-Erhebung „Zahlungssysteme im Einzelhandel“ des EHI Retail Institute, Köln. „Spätestens in zwei Jahren werden vier von zehn Euro im Einzelhandel per Karte umgesetzt“, prognostiziert Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung EHI.
144 Milliarden Euro wurden im Jahr 2010 über kartengestützte Zahlungsverfahren im Einzelhandel umgesetzt. Gegenüber dem Vorjahr ist dies eine Steigerung von rund sieben Milliarden Euro. Damit entfallen – gemessen am Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (exkl. Kfz, Mineralöl, Apotheken, Versandhandel, aber inkl. Tankstellenshopumsätze) – aktuell 38,4 Prozent von 375 Milliarden Euro auf Kartenzahlungen. Rechnet man 2,9 Prozent Rechnungs- und Finanzkaufumsätze sowie 0,3 Prozent Sonstige (Gutscheine, Gutscheinkarten) hinzu, ergibt sich ein um 0,7 Prozentpunkte reduzierter Bargeldanteil von nur noch 58,4 Prozent. Vor 15 Jahren hatte dieser noch bei 76,5 Prozent gelegen.
Girocard mit Zugewinn, Ec-Lastschrift nicht wegzudenken
Über das PIN-gestützte Girocard-System (früher: Electronic Cash) werden mittlerweile 19,9 Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes beziehungsweise 51,8 Prozent des Kartenumsatzes erreicht. Mit ihrem PIN-Verfahren wird die Deutsche Kreditwirtschaft dadurch nach Berechnungen des EHI den Einzelhandel durch Einnahmen aus Autorisierungsgebühren zwischen 2010 und 2012 mit insgesamt 739,2 Millionen Euro belasten.
Nicht zuletzt deshalb nutzen nach wie vor drei Viertel aller großen Handelsunternehmen das unterschriftbasierte EC-Lastschriftverfahren als mehr oder weniger starke „Beimischung“ zu Girocard. Jedes zwanzigste Unternehmen setzt es sogar ausschließlich ein. Auch im Mittelstand hat nur jedes fünfte Unternehmen voll und ganz Girocard im Einsatz. Das EC-Lastschriftverfahren kommt so auf 12,3 Prozent oder 32 Prozent des Kartenumsatzes – eine leichte Steigerung um 0,1 Prozentpunkte. Offensichtlich ist das Verfahren in den meisten Unternehmen nicht nur als preiswertere Alternative zum PIN-System, sondern auch als Backup bei Ausfällen von Girocard, wie beim Chipkarten-Fehler im letzten Jahr oder bei den Transaktionsstörungen zum diesjährigen Osterfest, nicht wegzudenken.
Mit großem Unbehagen und Unverständnis sowie Befürchtungen vor einer Monopolsituation bei den Zahlungssystemen schaut der Handel deshalb auf die Entwürfe aus Brüssel, die nationalen Zahlungsverfahren bis Ende 2014, spätestens aber bis 2016 den Garaus machen sollen, zumal die Totalausfälle im EC-Lastschriftverfahren – einst ein erheblicher Kritikpunkt – dank des KUNO-Systems und weiterer Sicherungsmaßnahmen wieder leicht auf 0,06 Prozent reduziert werden konnten.
Kontaktlos Bezahlen
Die Händler im EHI-Panel halten sowohl eine kontaktlose Bezahlfunktion auf Mobilgeräten (Handy, iPhone, PDA) als auch eine kontaktlose Bezahlkarte für gleichermaßen aussichtsreiche Technologieinnovationen. Jeder zehnte Händler plant noch für 2011 die Einführung kontaktlosen Bezahlens. Insgesamt beschäftigen sich drei von zehn Unternehmen mehr oder weniger intensiv mit der kurz- bis mittelfristigen Einführung dieser Technologie, die die Geschwindigkeit an den Kassen im Interesse der Kunden deutlich erhöhen soll.
An der Erhebung des EHI haben sich in diesem Jahr 448 Unternehmen mit 58.000 Betrieben aus 32 Branchen beteiligt. Der Umsatz der befragten Unternehmen macht mit 197,9 Mrd. Euro rund 53,5 Prozent des Einzelhandelsumsatz aus. (EHI Retail Institute)
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