Neulich in Berlin: Mein alter Kumpel Marcel wohnt jetzt in „Prenzlberg“, dem wohl angesagtesten Stadtteil der Hauptstadt. Wir sehen uns leider nicht oft. Und plaudern daher in seinem schicken Loft, bei mindestens einer Dose Radeberger, über vergangene Zeiten: „Weißt du noch, wie damals, nach dem Mauerfall, jeder alte Opel Commodore zum Höchstpreis an die Ossis verscherbelt wurde?“ „Schon klar“, muss ich dagegen halten, „wohl nicht umsonst wurde 1991 Besserwessi das Wort des Jahres.“ „Weißt du noch, ‚Das Schweigen der Lämmer’ im Marmorpalast?“
Meine Güte! 25 Jahre! Bush da, Kohl hier und Kaiserslautern Deutscher Meister. Mannesmann Mobilfunk lädt auf der Cebit zum mobilen Telefonieren ein. Eine Sensation? „Ach was“, sagt Marcel, der gerne über Essen redet. Er war schon immer kein Kostverächter, trägt Kleidergröße 56 und ist sogar an Köhnlechners Trenn-Diät grandios gescheitert: „Richtig neu war Anfang der 90er in Westberlin die Soljanka, diese säuerlich-scharfe Suppe aus Osteuropa, zu ihrer Zeit ein echter Food-Hit.“
Die neue Soup-Kultur – Rinderbrühe to go
Apropos Suppe. Und aktuell, was geht hier ab in Berlin? „Sag ich dir gleich“, antwortet mein Schulfreund, „vorher rate mal, was mir letzte Woche in New York passiert ist. Also, wenn dir heute in Manhattan jemand mit einem To-go- Becher entgegenkommt, was ist da wohl drin?“ „Kaffee, was sonst“, antworte ich. „Quatsch“, sagt Marcel, „da ist jetzt ‚Healthy soup to go’ drin, also eine frische Gemüsesuppe oder eine Brühe aus Tierknochen.“ „Hey, schon nach zwei Radeberger willst du mich hochnehmen?“ „Nö“, sagt Marcel, „ich wollte das natürlich genau wissen.“ Er klappt sein MacBook auf und kramt im Internet: „Schau mal, Marco Conora heißt der Kerl, er hat in Manhattan das Restaurant Brodo aufgemacht, verkauft im East Village eine Brühe zum Mitnehmen aus Knochen und kassiert für den halben Liter 8,50 US-Dollar. Die Leute sind heiß darauf und stehen endlos Schlange!“ Hollywood-Stars wie Jessica Biel und Matthew McConaughey sollen zum Kundenkreis gehören.
Suppe: Die nächstflüssige Nahrung nach Bier
„Und in Berlin, was geht hier ab?“, hake ich nach. „Restaurant oder gemütlich hier bleiben und was bestellen?“, fragt Marcel. „Etwas bestellen“, höre ich mich selbst sagen. „Komm, wir bleiben bei Suppe.“ Schon tippt Marcel auf der Foodora-App herum „Was willst du: „Pho, Pho Chua oder Mi Quang, immer 7,90 Euronen, direkt von meinem Lieblingsvietnamesen?“ Zwanzig Minuten später ist der Fahrradbote die vier Treppen hochgehechtet, öffnet den Thermorucksack und überreicht die total angesagte vietnamesische Suppe in heiß. „Nicht nur in Berlin“, weiß Marcel, „auch in München macht jeden Tag ein neues vietnamesisches Restaurant auf, traditionelle Hanoi-Suppen wie Pho Bo und Pho Ga sind ultimative Renner.“
Hat die asiatische Küche in Berlin einen Megatrend gesetzt? Als ich am nächsten Morgen in Berlin-Tegel auf meinen Flug in die Heimat der Flädlesuppe warte, geht mir vieles durch den Kopf. In 25 Jahren hat sich die Kantine von der Bockwurst mit Kartoffelsalat zur vielfältig attraktiven Betriebsgastronomie mit internationalem Angebot entwickelt. Also, ran an die Suppentöpfe! Wenn die Temperaturen weiter fallen und eine gute Suppe ohnedies als Heizung im Bauch gilt, ist jetzt, liebe Leser, Ihre kulinarische Kreativität besonders gefragt. Bieten Sie Ihren Gästen attraktive Suppen, gerne nach asiatischem Vorbild an. Man wird Sie loben.
Und wenn nicht gleich Pho Chua, dann lassen Sie Ihren Gästen zum Beispiel eine schmackhafte Karotten- Kokos-Ingwer-Suppe servieren. Die wird garantiert begeistert gelöffelt. Übrigens: Catering Management, herzlichen Glückwunsch zum 25. Geburtstag! Richard S. Beerbaum
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Richard S. Beerbaum ist Marketingexperte, Journalist und Autor. Er ist seit über 30 Jahren in der Beratung großer Industrie- und Handelsunternehmen tätig, aber auch mit viel Freude in der Kommunikation für Gastronomie, Hotellerie und Food-Service im Einsatz. Der gebürtige Berliner lebt in Ludwigsburg und ist Partner der Agentur BestPage Kommunikation.