Mit der eigenen Tasse zum Eck-Café, Schnellrestaurant oder Kaffeeautomaten? Was in der Betriebsverpflegung längst üblich ist, findet auch in der öffentlichen Gastronomie Nachahmer. Von Christine Schultze, dpa/VM
München/Oak Brook (dpa/VM) – Hunderttausende von Einwegbechern mit Plastikdeckeln und sonstigem Zubehör landen täglich deutschlandweit nach kurzem Gebrauch im Müll. Nach den Kaffee-Ketten Starbucks und Tchibo bietet jetzt auch McDonald’s seinen Kunden an, ihren Kaffee in mitgebrachte Tassen oder eigene Mehrwegbecher füllen zu lassen. Dafür erhalten sie einen Rabatt von 10 Cent. Doch wie viel Müll lässt sich dadurch tatsächlich vermeiden? Und ist das nur Image-Kosmetik für den Fastfood-Riesen?
Der steht wegen seiner Einweg-Verpackungen immer wieder in der Kritik – und muss sich derzeit nicht nur im umkämpften Heimatmarkt USA, sondern auch in Deutschland ganz schön strecken. Neuere Burgerbräter und Gastroketten wie Hans im Glück und Vapiano, aber auch Bäckereien, Tankstellen und Foodtrucks wetteifern um die hungrige Kundschaft.
Kaffeebecher-Aktion
Um mehr Gäste anzulocken, steckt McDonald’s viel Geld in den Umbau seiner deutschen Restaurants und wirbt um das Vertrauen der Kunden, zum Beispiel mit einem digitalen „Zutaten-Check“ und eben auch mit der Kaffeebecher-Aktion. Man sei sich der Einwegbecher-Problematik schon länger bewusst und habe daher in den vergangenen Monaten auch im Dialog mit der Politik nach Lösungen gesucht, heißt es.
Ganz neu ist die Idee derweil nicht. Den privaten Becher befüllt seit einiger Zeit auch Tchibo – allerdings ohne Preisnachlass. „Wir liegen ohnehin preislich deutlich niedriger als viele Wettbewerber“, sagt Stefan Dierks von Tchibo. Die To-go-Welle sieht der Nachhaltigkeitsmanager durchaus zwiespältig: „Wir würden den Kaffee natürlich am liebsten ausschließlich in Porzellantassen ausschenken.“
Zeitsparend für unterwegs
Es sei aber nun einmal ein gesellschaftlicher Trend, dass viele Kunden nicht in der Filiale bleiben, sondern sich zeitsparend den Kaffee für unterwegs kaufen wollen. Diesen Wunsch müsse man bedienen. Wie viele der Gäste tatsächlich mit eigenem Becher zum Ausschank kommen, hänge auch von der Lage der einzelnen Filiale ab. Am häufigsten werde der Service in Großstädten in Anspruch genommen. Bisher mussten die Kaffeetrinker dafür bei Tchibo – ähnlich wie bei der US-Kette Starbucks – ausdrücklich nachfragen. Mit einem Mehrwegbecher zum Kaufen will Tchibo die Kunden aber bald gezielter ansprechen.
Auch Julia Post aus München glaubt, dass man das Thema sichtbarer machen muss, wenn ein Kulturwandel gelingen soll. Vor eineinhalb Jahren hat die Studentin der Politikwissenschaft, die seit kurzem auch Mitglied im Münchner Stadtvorstand der Grünen ist, das Projekt „Coffee to go again“ gestartet. Das Prinzip ist ähnlich wie künftig bei McDonald’s: Bei Cafés und Bäckereien, die einen Aufkleber der Initiative an ihrer Tür haben, sind Kunden mit mitgebrachten Mehrwegbechern oder -tassen willkommen.
Die Anbieter gewähren zwischen 10 und 50 Cent Rabatt – viel Geld, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer diesen aus der eigenen Tasche finanzieren, sagt Post. Deutschlandweit rund 350 Betriebe und Filialen machen bei der Aktion bereits mit, vom Bahnhofskiosk bis zur schicken Cafébar.