Mit pflanzlichem Hähnchenfleisch will das Schweizer Start-up Planted seinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten. Im Vergleich zu konventioneller Tierhaltung werden für die Produktion von Planted-Erzeugnissen 90 Prozent weniger Land und 66 Prozent weniger Wasser verbraucht sowie 66 Prozent weniger Treibhausgase erzeugt. (Von Karoline Giokas)
Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Wasser – mehr als diese vier Zutaten braucht das Team von Planted nicht, um ein von Textur und Geschmack ähnliches Hähnchenfleisch- Imitat herzustellen. Wer aber glaubt, dass hier die entscheidende Zutat fehlt, irrt. Denn das Jungunternehmen mischt den Schweizer Lebensmittelmarkt derzeit mit sogenanntem Planted Chicken, also „gepflanztem” Hähnchenfleisch auf. Das Versprechen: Das Fleisch auf Pflanzenbasis soll genauso gut schmecken wie echtes Hähnchenfleisch, gesund und nachhaltig sein, ohne dass dafür Tiere aufgezogen, gemästet und geschlachtet werden müssen.
Pflanzenbasiert und ohne Zusatzstoffe
Der Anstoß für natürliche und gesunde pflanzliche Fleischkreationen kam Co-Founder Pascal Bieri 2016 während seiner Beschäftigung für den Schweizer Detailhändler Migros. „Als ich damals für den Schokoladensektor in Amerika unterwegs war, bin ich dort auf die hoch gepriesenen Pflanzenburger von Beyond Meat und Impossible Burger gestoßen – und freute mich im Prinzip sehr über diese Alternativen”, erinnert sich der heute 34-Jährige. „Schnell merkte ich dann allerdings auch, welche nicht natürlichen und kaum wirklich gesunden Zusatzstoffe diese Fleischalternativen doch enthielten.” Das muss doch auch anders gehen, dachte sich der studierte Wirtschaftswissenschaftler und kontaktierte kurzerhand seinen Cousin in der Schweiz. Lukas Böni promovierte zu jenem Zeitpunkt nämlich gerade an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) im Fach Lebensmittelwissenschaften und sah schnell großes Potenzial in der Fleischalternative aus Pflanzen. Beide hielten ihre Ideen in einem Two-Pager fest, marschierten damit zum Forschungsausschuss der ETH und erhielten durch das Pioneer Fellowship finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit. „Wir rannten mit unserem Vorschlag offene Türen an der ETH ein”, so Böni, der selbst als Vegetarier lebt. „Jedem von uns ist klar: Steigt die Weltbevölkerung und Urbanisierung an wie vorhergesagt, muss eine Verschiebung zu mehr pflanzlichen Proteinen, weg von ineffizienten tierischen Proteinen stattfinden.”
4 Mann, ein Ziel: Planted
Bieri und Böni holten sich Lebensmitteltechniker Eric Stirnemann mit ins Boot, der an der ETH bereits Erfahrung mit dem Nassextrusionsverfahren (High Moisture Extrusion Cooking HMEC) gesammelt hatte. „Einfach ausgedrückt wird bei dieser Methode die mit Wasser versetzte teigartige Rohstoffmasse mittels zweier rotierender Schneckenwellen durch ein Gehäuse befördert, erhitzt und am Ende durch eine gekühlte Düse gepresst”, erklärt St i rnemann. Schon seit langem werden Teile dieses Verfahren z.B. zur Herstellung von Erdnussflips oder Frühstücks-Cerealien eingesetzt. Das Gründerteam komplettiert Christoph Jenny, der vorher ganze Restaurantketten managte, und einen Hintergrund in Finanzierung und Branding mitbringt. Etliche Geschmacks- und Texturierungstests später gründete das Vierergespann schließlich nach knapp zwei Jahren Forschung Planted, brachte Version 1.0 auf den Markt und knüpften erste Kontakte zu Gastronomen. Inzwischen zählen rund 70 Restaurants in der Schweiz zum Kundenstamm von Planted, ein Webshop bedient private Kunden übers Internet und seit dem 13. Januar ist das Fleischersatzprodukt zudem in rund 200 Filialen von Coop, einer der größten Supermarktketten des Landes, auch für Endverbraucher erhältlich.
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