Ein Bauer aus Schleswig-Holstein produziert Eis aus der Milch der eigenen Kühe. Mittlerweile hat Familie Steffens knapp 80 Sorten im Angebot. Immer mehr Milchvieh-Halter suchen ein zweites Standbein.
Draußen vor dem Fenster grast ein halbes Dutzend Kälber auf saftiger grüner Wiese. Drinnen rotiert die Eismaschine. Seit zwei Jahren produziert Landwirt Mike Steffens in Ahrensbök (Schleswig-Holstein) Bauernhof-Eis – mittlerweile in knapp 80 verschiedenen Sorten. «Wir werden in diesem Jahr voraussichtlich rund 15 000 Liter Eis produzieren», sagt der 35-Jährige. Die dazu notwendigen Früchte kommen soweit es geht aus der Region, Frischmilch und Sahne aus dem eigenen Stall.
Die Zahl der Milchkuh-Halter ist in Schleswig-Holstein seit Jahren rückläufig. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer haben allein im vergangenen Jahr 141 die Milchviehhaltung aufgeben. Viele Landwirte suchten sich in den vergangenen Jahren ein zweites Standbein. Der Kammer zufolge verdienen mehr als drei Viertel der knapp 4400 Milchbauern zwischen Nord- und Ostsee auch Geld mit erneuerbaren Energien wie Biogas, Windenergie oder Photovoltaik. Weniger als fünf Prozent der Landwirte verdienen sich mit einem Bauernhof-Café oder Heuhotel etwas dazu. Mit seinem Bauernhof-Eis ist Steffens ein Exot.
Rund 47 Hektar eigenes Land beackert der Landwirt. In seinem Stall stehen 30 Milchkühe. «Die geben jährlich rund 280 000 Liter Milch», sagt Steffens. Den Hof der Familie betreibt er bereits in dritter Generation. Vor zwei Jahren wurde das 100. Jubiläum gefeiert. Kurz darauf begann die Eisproduktion.
«Wir suchten ein zweites Standbein für unseren Betrieb», sagt Dörte Steffens. Auf die Idee mit dem Eis seien sie bei einem Besuch auf der Grünen Woche in Berlin gekommen. Dort stellte eine niederländische Firma ihr Konzept für Bauernhof-Eis aus. Nach dem Besuch eines Herstellers von Hof-Eis in Mecklenburg-Vorpommern kauften die Ahrensböker schließlich eine Eismaschine.
Im Angebot stehen Klassiker wie Schokolade- oder Vanille-Eis und ausgefallenere Sorten wie Kastanien-Eis mit karamellisierten Nüssen, Lavendel-Eis, Senf-Eis oder saisonal Gurken-Sorbet. «Erdbeereis geht das ganze Jahr über», sagt Steffens. Von Ostern bis Dezember läuft die Eismaschine. Sie wird von zwei Teilzeit-Kräften sowie von Schülern und Studenten bedient. Produziert wird ohne künstliche Aromastoffe und Farbstoffe sowie ohne Konservierungsmittel.
Zu kaufen gibt es das Eis der Familie direkt auf dem Bauernhof sowie in mehreren Hofläden und mittlerweile neun Cafés oder Restaurants der Region. Eine Eisdiele ist bislang nicht darunter. Von der Terrasse des Bauernhofs blicken Kunden direkt auf eine Weide mit Kälbern. «Wir sind aber kein Industriebetrieb und wollen auch keiner werden. Bei uns werden die Etiketten noch von Hand geklebt», sagt Dörte Steffens.
Im Gegensatz zu ihr sei ihr Mann «ein absoluter Eisliebhaber», erzählt die zweifache Mutter. «Der isst von unseren knapp 80 Sorten mindestens 70.» (dpa)