Das dti-Webinar „Der Nutri-Score – Rechtlicher Status, Berechnung und Praxiserfahrung“ am 29. April 2020 sorgte für einen intensiven, fachlichen Austausch mit Experten aus Politik und Praxis, um Unternehmen Hilfestellungen und fachliche Expertise bei der Umsetzung des Nutri-Scores zu geben.
Das dti hat sich schon frühzeitig für die Einführung des Nutri-Score auf freiwilliger Basis ausgesprochen und befürwortet den Nutri-Score auch für die europäische Ebene als erweitertes und vereinfachtes Nährwertkennzeichnungssystem. Die Zeit bis zur rechtssicheren Anwendbarkeit im Herbst 2020 in Deutschland können die Unternehmen zur Vorbereitung nutzen. Gleichzeitig unterstützt das dti die Branche mit dem Rat seiner Experten und setzt sich für notwendige Änderungen bei der Berechnung sowie mehr Hilfestellung bei der Registrierung gegenüber dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein.
Dr. Christoph Meyer, Leiter des Referats 215 – Lebensmittelinformation, Lebensmittelkennzeichnung im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BMEL), erläuterte den Teilnehmern den Status quo der rechtlichen Umsetzung in Deutschland. Im Herbst 2020 soll der Rechtsrahmen für die freiwillige Umsetzung der Lebensmittelkennzeichnung nach den Notifizierungsverfahren in der Europäischen Union und nach der Zustimmung des Bundesrats in Deutschland in Kraft treten. Parallel plant das BMEL eine Informationskampagne zum Nutri-Score, um Verbraucherinnen und Verbraucher über das neue Label aufzuklären. Auch Informationen und Hilfestellungen für Unternehmen bietet das BMEK auf seiner Internetseite an. Im Zuge der deutschen EU-Ratpräsidentschaft im 2. Halbjahr 2020 wird Bundesministerin Klöckner die Diskussion um eine EU-weite einheitliche erweiterte Nährwertkennzeichnung voran-bringen, um einheitliche Rahmenbedingungen für Unternehmen und Verbraucher zu schaffen sowie den freien und grenzüberschreitenden Warenverkehr zu gewährleisten.
Dr. Petra Alina Unland, Abteilungsleiterin für Internationales Lebensmittelrecht der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG, informierte die Teilnehmer anschaulich über die Umsetzung des Nutri-Score in der Praxis und den rechtlichen Rahmen, der zu beachten ist. Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden einerseits von den Usage Regulation des Nutri-Score Markeninhabers und andererseits vom nationalen und europäischen Lebensmittelrechts vorgegeben. Die Lizenzierungsbedingungen der französischen Markeninhaberin Santé publique sind an Umsetzungsfristen gebunden und können nur für alle Produkte einer Hauptmarke beantragt werden.
Über die Möglichkeiten und Herauforderungen des Nutri-Score als Basis für die Refomulierung von Produkten referierte Dr. Annette Neubert, Head of Corporate Nutrition, Health and Welness bei Nestlé Deutschland. Der Nutri-Score kann dazu beitragen, die Reformulierung von Produkten voranzutreiben und ihr Nährwertprofil zu verbessern, um damit einen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu leisten. Die Verbesserung der Rezeptur wird mit der Kennzeichnung auch für den Verbraucher sichtbar.
Dr. Andreas Bosselmann, Leiter Qualitätsmanagement International bei der bofrost Diensleistungs GmbH & Co. KG, berichtete über die Erfahrungen von bofrost* bei der Umsetzung des Nutri-Score in Europas größtem TK-Direktvertrieb. Der Nutri-Score hat sich sowohl in der Steuerung der Produktentwicklung und der Verbraucherinformation bewährt. Dennoch sollte weiterhin der Geschmack der Produkte im Vordergrund stehen, um dem Verbraucher eine vielfältige Ernährung zu ermöglichen, in der auch Genusslebensmittel ihren Platz finden.