Außen “Bio”, drinnen ganz normale Ware: Standartmäßiges Getreide bekommt ein Öko-Label – und schon ist die Ware viel teurer. Durch dieses Verfahren ist es einer Fälscherbande aus Italien gelungen, Millionenumsätze zu machen. Der mutmaßlicher Großbetrug mit gefälschten Öko-Lebensmitteln hat auch die deutschen Behörden alarmiert. Es seien Lieferlisten angefordert worden, um Daten an die Bundesländer und die dortigen Kontrollstellen weiterleiten zu können. Das teilte das Verbraucherministerium in Berlin am Mittwoch mit. Zuvor hatte die Polizei in der norditalienischen Stadt Verona 2500 Tonnen vermutlich falsch deklarierte Öko-Waren wie Mehl und Obst beschlagnahmt.
Hauptanklagepunkt: Steuerhinterziehnung und Fälschung
Die Polizei in Italien verhaftete nach eigenen Angaben vom Dienstag sieben Verdächtige, unter ihnen auch Vertreter von Lebensmittelfirmen. Sie seien am Mittwoch weiter in Haft gewesen. Gegen 13 weitere Menschen werde ermittelt. Die mutmaßlichen Fälscher sollen seit 2007 mehrere hunderttausend Tonnen angeblicher Bio-Produkte im Wert von etwa 220 Millionen Euro verkauft haben. Hauptanklagepunkt sei Steuerhinterziehung, es werde aber auch wegen Fälschung ermittelt, teilte die Polizei mit.
Neun Länder sind betroffen
Nach offiziellen Angaben lief der Schwindel so: Die vermutlich herkömmlichen Produkte wurden in Italien und Rumänien angekauft. Dann wurden sie zu Öko-Lebensmitteln umdeklariert und schließlich zu höheren Preisen verkauft – außer in Italien auch nach Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Spanien, Belgien, Frankreich, Ungarn und der Schweiz. Beschlagnahmt wurden Lebensmittel wie Weizen, Sojabohnen, Mehl und Obst. “Die Tageszeitung” (Donnerstag) berichtete unter Berufung auf die Finanzpolizei in der Provinz Verona von 543 Tonnen Getreide, die nach Deutschland gelangt sein sollen. Es handle sich vor allem um Soja.
Gesundheitsrisiken ausgeschlossen
Die italienische Verbraucherschutzgruppe Coldiretti verlangte in einer ersten Reaktion strengere Kontrollen für den Markt der Bio-Lebensmittel. Eine Ministeriumssprecherin betonte jedoch: “Nach bisherigem Kenntnisstand sind gesundheitliche Aspekte der Verbraucher nicht betroffen. Wir und die zuständigen Behörden nehmen diesen Fall von Etikettenschwindel bei Bio-Produkten sehr ernst.” Für solche Fälle gebe es auch ein europäisches Informationssystem, in das die Mitgliedsstaaten gegenseitig Daten einstellen. (dpa)
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