Mit 21 Jahren stieg sie als Küchenchefin in die GV ein, heute liefern Kerstin Enders und ihr Team des Isar Amper Klinikums München Ost täglich rund 2.000 Essen aus. Die Leiterin Catering und HWD über striktes Durchsetzungsvermögen, flache Hierachien und starke Nerven – auch in Krisenzeiten. (gio)
Frau Enders, Frauen sind in Führungspositionen der Gemeinschaftsverpflegung noch immerunterrepräsentiert. Woran liegt das?
Das liegt zum einen natürlich an der gesellschaftlichen Problematik, Familie und Beruf unter einem Hut zu bekommen, zum anderen aber auch daran, dass wir Frauen es in diesem von Männern dominierten Bereich doppelt schwer haben, gehört und vor allem akzeptiert zu werden. Als ich mich mit Ende 20 in einer Klinik in Fulda als Küchenchef beworben hatte, konnte ich zugegebenermaßen nur wenige Referenzen in der Verpflegung von Kliniken mit mehr als 1.000 Patienten vorweisen – wusste aber, ich würde es schaffen. Als einzige Bewerberin für den Posten wurde ich dann abgelehnt, der bisherige Stellevertreter bekam die Stelle und hätte mir seine Position überlassen. Die habe ich dankend abgelehnt. Gerade als Frau muss man manchmal mutige Entscheidungen treffen, auch wenn man nicht einschätzen kann, wie das Ergebnis aussehen wird. Die Hauptsache: klare Vorstellungen haben und diese durchsetzen.
Wie haben Sie Ihre heutige Position als Leitung Catering und HWD im Klinikum Haar erreicht?
Durch harte Arbeit. Ich habe mich niemals auf dem bestehenden ausgeruht, sondern intensiv fort- und weitergebildet. Als ich 2001 beispielsweise über den Dienstleister Procuratio in der arabischen Spezialklinik INI in Hannover angefangen habe, hatte ich zunächst die Betriebsleitung der Küche inne. Zusätzlich übernahm ich dann noch die Verantwortung des Reinigungssektors, für den ich mich zum Objektleiter Gebäudereinigung weiterbilden ließ. Danach folgte die Leitung der Rezeption und ich baute ein Callcenter für die Ambulanz auf – das alles, obwohl ich von vielen Dingen gar keine Ahnung hatte.
Nach sieben Jahren verschlug es mich beruflich nach Bayern, wo ich seit November 2008 die Catering-Leitung im Isar Amper Klinikum München Ost besetze. Da ich aber nicht nur im Bereich Verpflegung zahlreiche Qualifikationen vorweisen kann, sondern auch zertifizierter Desinfektor sowie ICA Prozessmanager Hygienemanagement/Spül- und Reinigungstechnik bin, kam kurze Zeit später on top noch die Position der Hauswirtschaftsleitung des Amper Klinikums hinzu.
Welche Eigenschaften sollte man als Frau mitbringen, um in der GV-Branche Führungspositionen zu erlangen?
Durchsetzungsvermögen, dickes Fell, ausgeprägtes Fachwissen, Kompetenz, Empathie sowie die Bereitschaft Fehler einzusehen und auch daraus zu lernen, sind unerlässlich. Wir müssen als Frauen auf uns aufmerksam machen und klar artikulieren, was man möchte. Nur so können wir uns selbst Akzeptanz verschaffen. Gelingt dies nicht, wird einem oftmals zu wenig zugetraut. Am besten ist man den Männern immer ein Schritt voraus!