Einer der größten Verfechter der vollbiologischen Klinikküche hat seinem Arbeitgeber nun gekündigt: Gilbert Bielen, langjähriger Küchenleiter im Kinderkrankenhaus St. Marien in Landshut, wollte den Weg seines Arbeitgebers in eine Speisenversorgung ohne Bioprodukte nicht mitgehen. Er wird bis spätestens zum Jahresende 2018 das Unternehmen verlassen, dessen Träger die Ordensgemeinschaft der Solanusschwestern ist.
„Die Kosten lagen dramatisch höher als die vergleichbarer anderer Betriebe“, sagt dazu der Geschäftsführer des Krankenhauses, Bernhard Brand. In einer Bachelor-Arbeit habe man vor einigen Jahren verschiedene Arten der Bewirtschaftung der Küche vergleichen lassen. Das Ergebnis habe gezeigt, dass die vollbiologische Küche glatte 180.000 Euro jährlich mehr an Kosten verschlinge im Vergleich zu konventioneller Küche. Man habe deshalb verschiedene Modelle durchgerechnet. Beispielsweise brachte die Überlegung, ausschließlich Fleisch in Bioqualität zu beziehen, alle anderen Lebensmittel aber konventionell, immer noch einen
Differenzbetrag von 120.000 Euro. „120.000 Euro pro Jahr ist einfach zu viel, das können wir uns auf Dauer nicht leisten. Ich musste es dann so entscheiden, dass wir uns von der vollbiologischen Küche trennen.“ Zuvor habe man aber alles Mögliche unternommen, um einen Mittelweg zu finden Es sei aber nicht gelungen, eine gemeinsame Lösung zu finden. „Wir sind ein Kinderkrankenhaus. Das heißt, wir haben sehr viele Patienten mit ernährungsbedingten Einschränkungen. Für uns ist von besonderer Bedeutung, dass wir wissen, was auf dem Teller ist. Der Marketing-Aspekt ist da eher zweitrangig. Es kommt keiner wegen dem Essen zu uns ins Krankenhaus. Allerdings war es uns von Seiten der Klinikleitung bewusst, dass wir als Meilenstein in der vollbiologischen Klinikversorgung galten und hier über 10 Jahre hervorragende Arbeit geleistet wurde. Aber trotzdem kommen wir kostentechnisch nicht zusammen.“
Bielen selbst ist der Überzeugung, dass in der Kostenrechnung nicht alle Aspekte berücksichtig wurden und hier „Äpfel mit Birnen verglichen“ wurden. Gilbert Bielen war in den vergangenen Jahren unter anderem BioRegio-Coach der Bayerischen Staatsregierung, darüber hinaus trat er bei diversen Veranstaltungen als Referent auf. Sein Engagement für den Einsatz von Bioprodukten in der Gemeinschaftsverpflegung wurde immer wieder in Fach- und Tageszeitungen thematisiert, IsarTV brachte ihn sogar in Fernsehen. Unter anderem kündigte er in dem Film an, es sei sein Traum, ein eigenes Restaurant zu eröffnen, den er aus familiären Gründen jedoch noch zurückstelle.