Weinreben können als Sonnenanbeter bezeichnet werden. Solange sie genug Wasser kriegen, darf es auch mal heiß werden. Die Winzer sehen die Hitze deshalb zurzeit noch entspannt. Im Gegenteil: Mit dem Supersommer holen die Pflanzen derzeit Verzögerungen nach dem kühlen Frühjahr auf. Wassermangel ist auf den Hängen meist noch kein Thema. Nach einem Gewitter speichert der Boden Feuchtigkeit auch über längere Zeit – vor allem ältere Rebstöcke haben sehr tiefe Wurzeln. “Die Temperaturen, die wir jetzt hatten, mit der guten Wasserversorgung, haben zu einer Turboentwicklung geführt”, sagt Jürgen Oberhofer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz). Wegen des durchwachsenen Frühjahrs hätten die Reben elf Tage später geblüht als im langjährigen Mittel. “Jetzt haben wir zeitlich durch den Super-Sommer-Abschnitt aufgeholt.”
Wasserknappheit gebe es in der Pfalz zurzeit kaum. “Wir hatten ja im Mai reichlich Niederschläge und gingen mit guten Vorräten in die Vegetation rein”, sagt Oberhofer. Bei lokalen Gewittern könnten die Böden wieder Feuchtigkeit aufnehmen: Wasser werde in absehbarer Zeit keine Mangelware. “Denen geht es sehr sehr gut”, sagt der badische Weinbaupräsident Kilian Schneider über seine Weinberge am Kaiserstuhl. “Die Rebe ist eine Sonnenpflanze.” Nur auf ein paar trockenen Standorten zeigten Jungreben erste Anzeichen von Wassermangel.
Anhaltend tropische Bedingungen ein Problem
“Wir stehen ganz gut da im Moment, die Trauben entwickeln sich gut”, berichtet auch Heinrich Schlamp vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim. Nur bei Anlagen auf trockenen Böden, die erst vor kurzem gepflanzt wurden, werde Wasser langsam knapp. Anhaltend tropische Bedingungen mit 35 Grad und mehr machten Reben zu schaffen. Auch an der Mosel leiden die Weinberge noch nicht unter Trockenstress – ausgenommen einige frisch angelegte Reihen. “Bei uns ist die Lage noch sehr gut”, sagt Wilfried Zipse vom DLR in Bernkastel-Kues. Was die Entwicklung angeht, so hätten die Pflanzen kräftig aufgeholt. Derzeit stehe in den Weinbergen die Phase des “Traubenschlusses” an, wie es der Experte nennt, wenn sich die einzelnen Beeren zu einer kompakten Traube formen.
Auch Sonnenbrand ist bei den Weintrauben in diesen Tagen noch kein Problem: Ob die Strahlen den Beeren zusetzen hängt nach den Worten von Oberhofer von verschiedenen Faktoren ab, etwa wie dünn die Haut ist und wie groß der Wassermangel. Über den Jahrgang 2013 könne man noch wenig sagen, erklärt der Experte. Die entscheidende Phase für die Weinberge stehe allerdings kurz bevor: “Im August und September werden die Weichen für den Jahrgang gestellt. Da brauchen wir Sonne.” (dpa)