Forscher des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke ZNU haben einen Leitfaden zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in Betrieben veröffentlicht.
Laut einer Hochrechnung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen werden jährlich schätzungsweise nur zwei Drittel der global produzierten Lebensmittel tatsächlich verzehrt. Das übrige Drittel scheidet aus unterschiedlichen Gründen aus der Lebensmittelkette aus: Es fließt in die Futtermittelerzeugung, wird für energetische oder sonstige industrielle Zwecke verwendet oder schlichtweg entsorgt. Allein in Deutschland fallen jährlich schätzungsweise 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Damit das nicht so bleibt, hat das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke im Auftrag des NRW-Verbraucherschutzministeriums einen Leitfaden entwickelt, der Unternehmen der Ernährungsindustrie dabei unterstützen soll, diese Form der Ressourcenverschwendung in den Betrieben zu verhindern.
„Über Lebensmittelabfälle ist in den vergangenen Jahren zum Glück viel gesprochen und geschrieben worden“, sagt Markus Laumann vom ZNU. „Allerdings standen dabei häufig Haushalte und Großküchen im Fokus. Lebensmittelabfälle stellen aber auch auf Produktionsebene eine Herausforderung dar.“ Im Rahmen der Studie „Lebensmittelabfalldaten für mehr Nachhaltigkeit in der Ernährungsbranche“ (LeDaNa) erarbeitete das ZNU deshalb Möglichkeiten, Lebensmittelabfälle in den Betrieben zu identifizieren und zu vermeiden.
Zur näheren Einteilung der Ursachen für Lebensmittelverluste in der Ernährungsindustrie griffen die Forscher auf die Kategorien „Technische und technologische Faktoren“, „Beschädigung und Verderb“, „Qualitätssicherung“, „Überproduktion“ und „Rahmenbedingungen“ zurück. Zu all diesen Faktoren enthält der Leitfaden praktische Handlungsbeispiele. Auf Basis internationaler und nationaler Studien sowie im Austausch mit Partnern aus der Lebensmittelbranche erarbeiteten die Verantwortlichen zudem eine Systematik, die Betrieben dabei helfen soll, sich vorausschauend und effektiv der Vermeidung von Lebensmittelabfällen zu widmen. Dabei gingen die Forscher speziell den Fragen nach, welche Abfalldefinitionen in der Praxis Anwendung finden können, welche Informationen zu Lebensmittelverlusten in Unternehmen vorhanden sind und welche Hindernisse bei der Ermittlung von Abfalldaten auftreten.