Hubertus Mühlhäuser war sieben Jahre lang als Vorstand bei einem globalen Landmaschinenhersteller tätig, zuletzt als Senior Vice President für Europa, Afrika und Nahost. Zuvor war er mehr als zehn Jahre Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little und verantwortete das weltweite Strategiegeschäft. Mit Manitowoc Foodservice beliefert er jetzt Großküchen, vom Gourmetrestaurant bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung. Seit August 2015 ist er Vorstandsvorsitzender von Manitowoc Foodservice und führte das Unternehmen mit dem Börsengang im März diesen Jahres in die Unabhängigkeit.
Herr Mühlhäuser, was interessiert Sie an der Foodservice-Branche?
Ich habe viele Jahre entlang der Lebensmittel-Wertschöpfungskette sowohl als Berater aber auch als Vorstand gearbeitet. Mit Manitowoc nehme ich nun direkten Einfluss auf die Verarbeitung der erzeugten Rohstoffe. Es gibt noch unglaublich viel Potenzial in der Foodservice Branche und diese befindet sich in einem rasanten Wandel, der nicht zuletzt durch das Internet getrieben wird. In vielen Märkten sprechen wir auch noch von Erstkäufern, wohingegen Märkte wie zum Beispiel Deutschland und Österreich im Wesentlichen durch Austauschgeschäft geprägt sind. Das Erschließen der Märkte mit kundenorientierten und innovaten Systemlösungen interessiert mich ganz besonders.
Das Unternehmen tummelt sich allerdings noch in zwei völlig unterschiedlichen Branchen, Kräne und Foodservice, die Sie bis Ende des ersten Quartals 2016 trennen möchten. Welcher Vorteil ergibt sich daraus?
Die Trennung haben wir geschafft, wir sind ab 4. März unabhängig! Und der Vorteil aus der Trennung von Manitowoc Cranes und Manitowoc Foodservice liegt auf der Hand – Fokus! Um stärkeres Wachstum zu ermöglichen und noch innovativer zu sein, sollte das Geld, das verdient wird, in dem Bereich, in dem es verdient wurde, reinvestiert werden. Zwei große Divisonen völlig verschiedener Industrien in einem Konzern bergen das Risiko, dass die eine oder die andere mehr Aufmersamkeit erhält. Mit der Trennung entsprechen wir außerdem dem allgemeinen Trend effizienter Kapitalmärkte, in denen Unternehmen fokussiert sein sollten und der Investor seine Anlagen diversifiziert. Unsere Kunden sehen das auch so. Ich habe in vielen Gesprächen nur positives Feedback zu unserer Aufspaltung und dem neuen Fokus auf Foodservice bekommen.
Manitowoc ist durch Zukäufe gewachsen, der Foodservicebereich ist weltweit sehr breit aufgestellt. Das ist zunächst aus Sicht des Kunden nicht unbedingt ein Vorteil…
Wir sehen dies sehr wohl als strategischen Wettbewerbsvorteil: Die Industrie wird sich in den nächsten Jahren rasant verändern. Um erfolgreich zu sein müssen wir als Manitowoc Foodservice die ganze Küche abdecken. Das bedeutet sowohl Kochen als auch Kühlen, denn am Ende möchte der Kunde eine gesamtoptimierte Küche. Das ist gerade im Catering-Bereich und auch im Quick Serve Restaurantbereich ein besonders großer Vorteil.
Wir kaufen aber nicht nur andere Unternehmen, sondern wir bilden eine starke Einheit daraus. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen sind zentralisiert und koordinieren sich miteinander. Jedes andere Wachstum durch Zukauf würde sonst keinen Sinn machen. Eine meiner Aufgaben ist es, dieses jetzt unabhängige und starke Unternehmen als Einheit weiterzuführen und es so aufzustellen, dass wir daraus einen Mehrwert für unsere Kunden, Mitarbeiter, aber auch Aktionäre schaffen.
Worin liegt dieser Mehrwert?
Manitowoc vereint Synergien in einem Haus. Die Entwickler verstehen all unsere Gerätschaften und können sie dann auch über das Internet verbinden. Das wird die Industrie 4.0 der Küche, sozusagen Kitchen 4.0 sein. In einem solchen Fall reicht es nicht nur, einen Kombidämpfer oder einen tollen Kühlschrank anzubieten, sondern sie müssen als Anbieter das ganze Portfolio abdecken.
Darum geht es: Wir versuchen alle relevanten Geräte und Maschinen, die in der Großküche über steuerbare Technologie verfügen, aufeinander abzustimmen und zu vernetzen, um den Nutzen für den Anwender zu erhöhen. Dabei wollen wir die Fläche und den Abfall minimieren, die Arbeits- und Energiekosten reduzieren und im Sinne unserer Kunden sehr effizient sein. In diese Prozessoptimierung haben wir sehr viel Zeit und Know-how aus allen unseren Unternehmen investiert, um ein technologisches Rückgrat zu entwickeln, das sich über all unsere Produkte spannt.
Speziell die Catering Branche profitiert von dem Komplettangebot des Manitowoc Foodservice Konzern. Als Beispiel: Der Kombidämpfer wird oft als Herzstück der Küche bezeichnet – und das nicht ohne Grund! Sie können im Convotherm Kombidämpfer nahezu alle Speisen zubereiten. Mit dem legendären Advanced Closed System+ (ACS+) garantieren wir gleichmäßigste Garergebnisse – immer optimal abgestimmt auf das Produkt.
Mit Cook&Chill gibt es die Möglichkeit der räumlichen sowie zeitlichen Entkopplung zwischen Produktion und Speisen-Regeneration. Dafür gibt es auf den Convotherm 4 abgestimmtes Bankett Zubehör, welches vom Tellerbankettwagen bis zur Thermohaube für alle Anforderungen gewappnet ist. Zusätzlich erhalten Sie den Chiller und auch die Induktionsplatten von uns. Wie vorher bereits erwähnt: Unser Fokus liegt auf kundenorientierten Lösungen, die Mehrwert schaffen.
Wer sind Ihre Kunden?
Wir beliefern die gesamte Palette vom Gourmetrestaurant bis hin zur Gemeinschaftsverpflegung. Auch Quickservice-Restaurants sind für uns ein wichtiges Standbein, weil sie uns die Internationalisierung ermöglicht haben. Mit Pizza Hut oder McDonald‘s beispielsweise sind wir weltweit gewachsen, erst von Amerika nach Europa und dann nach Asien.
In welchen Bereichen möchten Sie wachsen?
In Europa sehen wir mit unseren Hot-Produkten große Potenziale in Bereichen wie Retail, Catering und Restaurants. Am Beispiel von Convotherm sehen wir großes Wachstumspotenzial beim Austauschgeschäft in Deutschland und Österreich. Der Convotherm 4 Kombidämpfer ist der Rolls Royce hinsichtlich Technologie und Endkundenwahrnehmung. Wir bieten dem Kunden mit Workshopkonzepten, die speziell auf seine Anforderungen zugeschnitten sind, permanent neue Anregungen und Ideen um sein Geschäftsmodell noch erfolgreicher zu machen. Ziel wird es sein, die gleiche führende Markstellung, die wir schon heute in den USA haben, ebenfalls in Europa und Asien zu erreichen.
Manitowoc Foodservice Inc.
Manitowoc Foodservice Inc. mit Hauptsitz in Tampa/Florida ist Anbieter professioneller Gastrotechnik und deckt mit seinem Angebotsspektrum alle Belange der professionellen Gastronomie ab. Das Produktspektrum umfasst die Bereiche Thermik- und Kältelösungen, Lebensmittelzubereitung und Getränketechnik. Der Konzern produziert und vertreibt seine 23 Marken in fast alle Länder der Welt.
Seit dem 4. März 2016 ist Manitowoc Foodservice ein eigenständiger Konzern, der an der New Yorker Börse unter dem Kürzel MFS gehandelt wird. Das Unternehmen beschäftigt heute über 5.000 Mitarbeiter auf fünf Kontinenten. 2015 verzeichnete Manitowoc Foodservice einen Umsatz von 1,5 Milliarden US-Dollar.
Die Manitowoc Deutschland GmbH entstand 2009 durch den Zusammenschluss mit der Enodis Deutschland GmbH. In Deutschland vertreibt Manitowoc mehr als 20 Einzelmarken darunter Delfield Euroline, Manitowoc Ice, Convotherm, Frymaster, Garland, Lincoln, Merrychef und Multiplex. Das Tochterunternehmen Convotherm wurde 1976 gegründet und produziert Kombiöfen am bayerischen Standort in Eglfing.