Auch fast drei Monate nach Beginn der ersten Abstandsregelungen setzt die Bevölkerung an der Kasse vermehrt auf Karte und Kontaktlos. Zurzeit erfolgen fast die Hälfte aller Bezahlvorgänge per girocard. Das zeigt eine repräsentative infas quo-Umfrage im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme.
Seit Beginn der Corona-Krise steigt die Nutzung der Bank- und Sparkassenkarte kontinuierlich an. Gemäß der Angabe der Befragten zur Bezahlung ihrer letzten zehn Einkäufe, erhöhte sich die Nutzung der girocard im Laufe der letzten sechs Wochen um 14 Prozent, von 4,2 auf 4,8 Einkäufe. Die Barzahlung hingegen wird weniger genutzt (von 4 auf 3,7 Einkäufe).
Jüngere und ältere Kunden verändern ihr Verhalten
Eindrucksvoll zeigt sich die Veränderung im Zeitverlauf bei den 16- bis 39-Jährigen sowie auch bei den Befragten ab 60 Jahren. Die jüngste befragte Altersgruppe (16-29 Jahre) gibt an, 5,4 ihrer letzten zehn Einkäufe mit girocard bezahlt zu haben. Im Vergleich zu Mitte April entspricht das einem Zuwachs von 26 Prozent (damals: 4,3 Einkäufe). Bei den 30- bis 39-Jährigen beträgt die Erhöhung 17 Prozent (4,7 auf 5,5 Einkäufe). Und auch bei den Personen ab 60 Jahren ist ein deutlicher Anstieg von 16 Prozent (3,7 auf 4,3 Einkäufe) zu erkennen. Auch wenn die Generation 60+ oft als bargeldaffiner als jüngere Altersgruppen gilt, gibt ein Drittel (34 Prozent) an, aktuell (wesentlich) häufiger die girocard zu nutzen. Über alle Personen hinweg sind es 40 Prozent.
Kontaktloses Bezahlen gewinnt an Bedeutung
86 Prozent der ab 60-Jährigen geben an, girocard kontaktlos zu kennen, knapp zwei Drittel (63 Prozent) hat schon einmal von der digitalen girocard im Smartphone gehört. Die ältere Generation ist demnach keineswegs weniger offen für Neues als Jüngere. Im Vergleich: Der Durchschnittswert für die Bekanntheit von girocard kontaktlos (84 Prozent) und der digitalen girocard im Smartphone (60 Prozent) über alle Altersgruppen hinweg liegt sogar leicht darunter.
Mehr als ein Drittel (36 Prozent) aller Befragten nutzt aktuell verstärkt die Kontaktlosfunktion der eigenen girocard. Bei den 16- bis 29-Jährigen steigt dieser Wert kontinuierlich und liegt aktuell sogar bei 43 Prozent. Ein Drittel der Befragten (34 Prozent) gibt heute außerdem an, auch in Zukunft die Kontaktlosfunktion häufiger nutzen zu wollen. Und 31 Prozent haben bereits eine girocard im Smartphone installiert bzw. planen, dies zu tun. Dieser Trend war schon vor Pandemiezeiten deutlich erkennbar. Die vergangenen Wochen sorgen aber ohne Zweifel für einen erheblichen Schub. Es ist davon auszugehen, dass Kunden, die einmal kontaktlos bezahlt haben, die Vorteile der schnellen, bequemen Abläufe erkennen und diese auch in Zukunft nicht mehr missen wollen.
Sinkende Infektionszahlen verändern Bezahlmotivation
Die Vermutung, dass es sich bei der verstärkten Kartenzahlung um einen nachhaltigen Trend handelt, der lediglich durch die aktuelle Situation verstärkt wurde, bekräftigen auch die Angaben der Befragten zu ihrer Bezahlmotivation. Glücklicherweise sind die akuten Infektionszahlen in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Die ursprüngliche Motivation vieler, aus Vorsicht zur Karte zu greifen, tritt daher etwas in den Hintergrund. Gaben Ende April noch 67 Prozent an, aus Rücksicht vor dem Kassenpersonal mit Karte zu zahlen, ist es nun noch etwas mehr als jeder Zweite (56 Prozent). Leicht an Bedeutung verloren haben auch die Angaben „weil mich mein Händler darum bittet“ (von 44 auf 40 Prozent) und „weil ich es hygienischer finde“ (von 56 auf 53 Prozent).
Stand heute werden die Vorteile der Kartenzahlung häufiger genannt: Die Gründe „ich kann immer passend zahlen“ (27 Prozent) und „einfach, weil mir danach ist“ (14 Prozent), gewinnen an Bedeutung (32 Prozent und 17 Prozent). Der Wandel hin zur Kartenzahlung und dem berührungslosen Bezahlen ist kontinuierlich – und dürfte nach Aufhebung der umfangreichen Beschränkungen des täglichen Lebens weiter voranschreiten.
Zur Studie:
In der online-repräsentativen Studie von infas quo im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V. wurden 1.179 Personen zwischen 16 und 69 Jahren zu ihrer aktuellen Meinung und ihrem Verhalten in der derzeitigen Corona-Krise befragt. Die Erhebungen von infas quo fanden regelmäßig zwischen Mitte April und Ende Mai 2020 statt.