Nach dem Blutbad auf einem Navy-Gelände in Washington ist die Waffendiskussion in den USA wieder aufgeflammt. Zwischen den Fronten steht die Kaffeehaus-Kette Starbucks. Starbucks will in seinen US-Läden keine Waffen mehr sehen. Er bitte die Kunden «in aller Höflichkeit, Waffen nicht länger in die Läden oder den Außensitzbereich mitzubringen», schrieb Firmenchef Howard Schultz am späten Dienstag im Firmenblog. «Die Anwesenheit von Waffen in unseren Läden ist für viele unserer Kunden beunruhigend und verstörend.» Ausgenommen seien Ordnungshüter.
Starbucks war in den USA zwischen die Fronten von Waffengegnern und Waffenfreunden geraten. Bei der Kaffeehaus-Kette mit ihren mehr als 13 000 Filialen im Land waren bislang auch diejenigen geduldet, die ihre Waffen offen tragen. Das ist in manchen Bundesstaaten erlaubt. Starbucks habe sich nur nach den jeweiligen lokalen Gesetzen gerichtet, erklärte Schultz. «Wir hatten diesen Ansatz gewählt, weil wir unsere Partner nicht in die unangenehme Lage bringen wollten, dass sie Kunden auffordern müssen, ihre Waffen abzulegen oder den Laden zu verlassen.»
Die Kunden sollten bei Starbucks eine «sichere und angenehme Auszeit von den Sorgen des täglichen Lebens» genießen, schrieb Schultz. Er stellte jedoch klar: «Das ist eine Bitte und kein Verbot.» Denn bei einem Verbot müssten die Mitarbeiter möglicherweise «bewaffneten Kunden» die Stirn bieten. «Und das ist eine Lage, in die ich unsere Leute nur ungerne bringen möchte.»
Auf der Starbucks-Website sorgte Schultz’ Aufruf für teils hitzige Diskussionen. Bis zum Mittwochmorgen gingen 329 Kommentare ein. «Es gibt viele kleine Läden, wo ich hingehen kann. Ich werde mein Geld nicht länger bei Starbucks ausgeben», schrieb ein Waffenfreund. Ein Waffengegner zeigte sich dagegen überzeugt: «Ihr werdet mehr Kunden gewinnen, glaubt mir. Die meisten Menschen in diesem Land wollen irgendeine Art von Waffenkontrolle.»
Waffenfreunde hatten wegen der bisherigen Duldung von Waffen in den Starbucks-Cafés einen «Tag der Wertschätzung für Starbucks» im August ausgerufen. Das wiederum hatte eine Initiative auf den Plan gerufen, die nach dem Schulmassaker von Newtown mit 20 toten Kindern und sechs getöteten Erwachsenen für schärfere Gesetze kämpft. Die «Newtown Coalition For Corporate Responsibility» rief Schultz auf, dem Beispiel von Firmen wie Ikea oder Disney zu folgen und von seinem Recht Gebrauch zu machen, Waffen auf Privatgelände zu verbieten.
«Wir sind der Auffassung, dass das Waffenrecht eine Sache der Regierung und der Gesetzeshüter ist – und nicht von Starbucks und unseren Geschäftspartnern», erklärte Schultz nun. Die Diskussion werde in letzter Zeit jedoch «unhöflich und in manchen Fällen sogar bedrohlich» geführt. Waffenaktivisten hätten die Läden als Bühne genutzt, um Starbucks als Verfechter des offenen Waffentragens darzustellen. «Um es ganz klar zu sagen: Wir wollen diese Veranstaltungen in unseren Läden nicht haben.» Schultz veröffentlichte seinen Aufruf nur einen Tag nachdem ein ehemaliger Marinereservist in einem Kommandozentrum der US Nacy in Washington ein Blutbad angerichtet hatte. Er tötete zwölf Menschen, bevor Polizisten ihn erschossen. US-Präsident Barack Obama drang danach erneut auf schärfere Waffengesetze. Eine entsprechende Initiative, die Obama nach dem Newtown-Massaker gestartet hatte, war im Frühjahr im Kongress gescheitert.(dpa)