Dieses Wort war neu: Auf der Fachtagung des Verbands der Fachplaner Gastronomie, Hotellerie Gemeinschaftsverpflegung e.V. (VdF) ersetzte Vorstandsvorsitzender Carsten Zellner das Wort Schnittstellen durch Nahtstellen. Nicht um Teilen und Abgrenzen solle es im Geschäft der Planer gehen, sondern um ein Verweben von Informationen verschiedener Gewerke. „Es ist wichtig, dass wir uns mit den Themen beschäftigen, die um unsere Planeraspekte herum liegen“, so Zellner. Schließlich sei es das Ziel, im Sinne des Auftraggebers am Ende ein gelungenes Ganzes aus dem jeweiligen Projekt zu schaffen. So waren denn Technik-Themen wie Fußböden, Brandschutz und Bauphysik ebenso Inhalt der Fachtagung wie der Mindestlohn und internationale Foodkonzepte.
Charmant und erfrischend führte Gabriele Kösterke von Kösterke Ingenieur Consulting als Moderatorin durch die Tagung. Vorangegangen war der Fachtagung eine Mitgliederversammlung am Vortag mit anschließendem Verbandsabend. Beim Viewing des EM-Fußballspiels Deutschland gegen Polen kamen Planer, Aussteller und Gäste in lockerer Runde ins Gespräch.
Schäden und Normen
Äußerst anschaulich zeigte Mario Sommer, Geschäftsführer der Sopro Bauchemie GmbH, welche Ausmaße es annehmen kann, wenn ein Fußboden in einer Großküche falsch geplant bzw. falsch ausgeführt wird. „Wasser sucht sich gefühllos die Stelle, wo in der Planung und Ausführung etwas lax ist“, gab Sommer den Planern als Ratschlag an die Hand. „Verliebte Details in der Planung mit Nischen und Kanten: Lassen Sie es weg!“ Anschaulich zeigte er auf, wie Überlappungszonen oder falsch verwendete Materialien zu Wasserdurchlässigkeit des Bodens und zu Nässestau im Untergrund der Küche führen. „Der Boden lebt“, so Sommer.
Ziel sei es deshalb, die Abdichtungsebenen so weit wie möglich nach oben zu verlagern. Auch Co-Referent Stefan Bongartz, Geschäftsführer der Gerd Weber GmbH für Bauabdichtungen und gleichzeitig Sachverständiger der Handwerkskammer Koblenz für den Bereich Bautenschutz, zeigte anhand praktischer Fälle auf, wie schlecht gemachte Fußböden im Küchenbereich enorme Kosten verursachen können.
„Jedem von uns ist bewusst, dass der Boden in der Küche ein kritisches Bauteil ist“, erklärte auch Vorstandsmitglied Bernd Helfer. Der Verband habe deshalb bereits den Arbeitskreis Fußboden gegründet, mit dem Ziel, einen Leitfaden zu erarbeiten, um Planern die Arbeit zu erleichtern.
Über Lüftungstechnik und die Norm
VDI 2025, die im Februar 2017 im Weißdruck erwartet wird, sprach Referent Dr. Peter Rietschel von der Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) . Er verwies darauf, dass gerade in der Auslegung der Lüftungstechnik eine enge Abstimmung zwischen Herstellern und Planern nötig sei. Interessant: Für die Überarbeitung der VDI 2052, Blatt 2: Reinigung der Luftleitungen bildet sich gerade ein neuer Arbeitskreis beim VDI, der laut Rietschel durchaus noch offen sei für Fachleute, die sich beteiligen wollten.
Auch das Thema Building Information Modeling (BIM) wurde beim der Fachveranstaltung angeschnitten. Vorstandsmitglied Ralf Lentwojt berichtete, dass es im Moment keine klaren Aussagen darüber gebe, ab wann und für welche Projektgrößen die Gesamt- und insbesondere Küchenplanungen auf BIM-Basis verpflichtend würden. Es sei aber davon auszugehen, dass größere „private“ Unternehmen, wie beispielsweise Automobilhersteller, in absehbarer Zeit BIM-Planungen fordern werden. Wer als Planer diese Zielgruppen als seine potenziellen Auftraggeber sehe, solle sich rechtzeitig mit dem Thema BIM vertraut machen und sein Unternehmen entsprechend aufstellen.
Spaß und Kontroverse
Ein Exot unter den Referenten der Planertagung war Mario Pick, Geschäftsführer der Welcome-Hotels. Er redete sich zum Thema Mindestlohn in Rage und stellte die Anliegen von Gewerkschaftsvertretern der Umsetzung in die Praxis gegenüber. Die Quintessenz seines Vortrags: Faire Löhne ja, aber das „Gegängele“ der aktuellen Gesetzgebung nein. Diese fordere für die Gastronomie und Hotellerie nicht nur unzumutbare, sondern auch geschäftsschädigende Arbeitspausen und Dokumentationen und müsse dringend geändert werden. Schade nur, dass sein Vortrag ins Polemische abdriftete: Für einen Großteil der anwesenden Planer dürfte der Mindestlohn eher ein Randthema im täglichen Geschäft sein, sodass der emotionalen Darstellungsweise ein wenig der Boden im Publikum fehlte.
Der Spaß kam während der Tagung nicht zu kurz: Relativitätsforscher Johannes Flöck widmete sich mit Humor dem Thema „Planung ist relativ“ und brachte damit den Saal zum Lachen. Weitere Themen der gelungenen Tagung waren die Hörsamkeit in Großküchen mit Referent Dr. Heiko Winkler von der energum GmbH, der Brandschutz mit Jan Waldow von Tyco Fire Protection Products sowie die Arbeitssicherheit mit Isfrid Brandt-Falkenthal vom VDSI. (max)