Bei der Erkrankungswelle mit dem aggressiven Darmkeim EHEC deutet sich eine leichte Entspannung an. “Die Lage ist so, dass sie scheinbar sich etwas beruhigt, was die Zahl der Neuinfektionen angeht”, sagte der Präsident der Gesellschaft für Nephrologie, Prof. Reinhard Brunkhorst, am Freitag in Hamburg. Er hoffe, dass sich dieser Trend bestätige. Allerdings hatte es auch zuvor schon Hinweise auf ein Abflauen der Welle gegeben, die Infektionen hatten dann aber wieder zugenommen. Nachdem das Erbgut des Erregers entziffert ist, sind Forscher aus Münster optimistisch, bald Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen zu erhalten.
Woher das Bakterium kommt, ist weiter unklar.
Prof. Dag Harmsen vom Universitätsklinikum Münster sagte dem Radiosender HR-info: “Wir erhoffen uns im Laufe der nächsten Woche Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen”. Forscher aus Münster sowie aus Hamburg und China war es gelungen, das EHEC-Erbgut zu entziffern. Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, bezeichnete die Entzifferung des EHEC-Erbguts als einen wichtigen Schritt für die Behandlung der Patienten. So könnten die krankmachenden Eigenschaften erkannt werden, sagte er im ZDF-«Morgenmagazin”. “Und dann kann man daraufhin die Therapie ausrichten.”
Vereinigung zweier Erregerstämme
Den Angaben zufolge besitzt der grassierende EHEC-Stamm eine seltene Kombination von Genen, die wissenschaftlich so noch nicht beschrieben worden ist. Diese Art Kreuzung vereint die Eigenschaften zweier Erregerstämme in sich. Als besonders schwerer Verlauf kann die Infektion das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) auslösen, an dem in Deutschland bereits mindestens 17 Menschen gestorben sind. Bundesweit leiden rund 500 Patienten an HUS. Zudem wurde bei mehr als 2000 Menschen eine EHEC-Infektion nachgewiesen oder es besteht der Verdacht darauf.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte am Freitag die Seltenheit des EHEC-Erregers. “Er ist bekannt, jedoch noch nie bei einem Ausbruch aufgetreten”, sagte eine Sprecherin in Genf. Die molekularen oder genetischen Eigenschaften dieses Erregers könnten den zuständigen Behörden wesentlich bei der Identifizierung von Fällen in anderen Ländern helfen.
Nach Erkenntnissen, die die WHO bis Freitag gesammelt hat, ist der Erreger bisher in zwölf Ländern aufgetreten. Infektionen gebe es außer in Deutschland auch in Österreich, Tschechien, Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Spanien, Schweden, Schweiz, Großbritannien und den USA. Von den meisten Patienten ist bekannt, dass sie zuvor in Deutschland waren.
Jeder kann sich selbst schützen
Die Quelle der Epidemie ist weiter unklar. “Im Moment kann sich jeder selber schützen”, sagte Hensel im ZDF. Rohe Tomaten, rohe Gurken und Blattsalate sollten gemieden werden. Die WHO empfiehlt “normale Hygienemaßnahmen” einzuhalten, wie Händewaschen nach dem Toilettenbesuch und vor dem Kontakt mit Lebensmitteln. “Wer blutigen Durchfall und starke Bauchschmerzen bekommt und sich in jüngster Zeit in Norddeutschland aufgehalten hat, sollte dringend ärztlichen Rat suchen”, erklärte die UN-Organisation weiter. Handelsbeschränkungen, etwa für Obst und Gemüse, würden nicht empfohlen. (dpa)
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