Selbst mit Messer und Gabel essen zu können, ohne dass man sich schämen muss, weil die Hälfte daneben geht – das hat sehr viel mit Würde zu tun. Die Designerin Isabel Heubl hat deshalb als Studentin ein Besteck für Menschen mit eingeschränkter Handmotorik entwickelt und später zur Marktreife gebracht: „Integrale“ kommt sowohl in Privathaushalten als auch in Senioreneinrichtungen zum Einsatz. (Von Sabine Hartleif)
Wenn Isabel Heubl sich etwas in den Kopf setzt, dann zieht sie es auch durch. Das war schon so, als sie mit 10 Jahren beschloss, ein Internat in England zu besuchen und die Eltern schließlich nachgaben und ihr diesen Traum ermöglichten. Und das war auch so, als sie am Ende ihres Design-Studiums in Cornwall die Aufgabe bekam, ein eigenes Produkt zu entwickeln. Statt wie ihre Kommilitonen in Richtung Lifestyle zu denken, besuchte sie ein Altenheim um herauszufinden, was die Bewohner dort am meisten benötigen.
Frau Heubl, wie kommt eine junge Design-Studentin dazu, sich für Ihre Abschlussarbeit Anregungen bei alten Menschen zu holen?
Ich habe mit 14, 15 Jahren ein Praktikum in einer Behinderteneinrichtung in Aschau im Chiemgau gemacht, das mich sehr beeindruckt und geprägt hat. Danach stand für mich fest: Ich will Produkte entwickeln, die einen echten Nutzwert haben. Ich bin deshalb in ein Altenheim gegangen und habe die Bewohner und Betreuer gefragt, welche Gegenstände ihrer Meinung nach die meisten Probleme machen. Das Besteck wurde eindeutig am häufigsten genannt.
Wie erklären Sie sich das?
Viele alte Menschen leiden unter Arthrose, sie haben gebrochene Finger oder sind durch Altersschwäche in ihrer Motorik und Handkoordination eingeschränkt. Bewohner, die nicht mehr selbst oder nur unter großen Schwierigkeiten essen können, schämen sich oft so sehr, dass sie nicht mehr in den Speisesaal gehen wollen. Davon abgesehen, brauchen die Seniorenheime natürlich auch mehr Personal, wenn die Bewohner auf Hilfe bei der Nahrungsaufnahme angewiesen sind.
Allerdings gibt es schon länger Besteck für Menschen mit Handicap.
Mit dem waren die Bewohner aber sehr unzufrieden. Ich habe deshalb erst einmal analysiert, wo die Probleme bei den bestehenden Produkten liegen. Das war zum einen ein funktionaler Aspekt: Die Griffe haben meist eine längliche Form, mit der viele nicht gut umgehen können. Dazu kommt die Ästhetik: Wer sein Leben lang mit Silber- oder Edelstahlbesteck gegessen hat, will nicht Plastik oder Schaumstoff in der Hand halten. Das Problem mit diesen Materialien ist auch, dass sie nur bedingt spülmaschinengeeignet sind. Dazu kommt ein hygienischer Faktor, da sich im Schaumstoff viele Bakterien ansammeln.
Lesen Sie das vollständige Interview in der November-Ausgabe 2018 von CATERING MANAGEMENT.