Der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Christian Schmidt, will einen Schulkantinen-TÜV einführen: Diejenigen Caterer, die gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) kochen, sollen in Zukunft ein Siegel bekommen. Außerdem soll Ernährung öfter in der Schule thematisiert werden.
„Mein Ziel ist, dass das Essen in Kitas und Schulen besser wird. Über vier Millionen Kinder und Jugendliche essen wochentags in Schulmensa und Kita. Bei der Kita- und Schulverpflegung kommt es deshalb darauf an, Qualität durch entsprechende Nachweise erkennbar machen.“
Nationales Qualitätszentrum
Ziel sei es, mit einem Nationalen Qualitätszentrum für gesundes Essen in Kita und Schule eine Anlaufstelle für Caterer zu schaffen. Gemeinsam mit dem Qualitätszentrum würden die Ansprüche an eine gute Kita- und Schulverpflegung definiert und die Umsetzung der Qualitätsstandards vorangetrieben. Darüber hinaus sei geplant, dass das Zentrum Qualitätsnachweise festlege, mit denen Caterer belegen könnten, dass sie für die Verpflegung in Kita und Schule qualifiziert sind. Eine Zertifizierung solle freiwillig bleiben, erleichtere jedoch den Schulen die Auswahl der Caterer. Bei einem Siegel würden dann aber verbindliche Vorgaben gelten.
Damit will Schmidt Eltern, Schulen, Kommunen und Trägereinrichtungen bei der Auswahl und Bewertung von Catering-Leistungen unterstützen. Beispielsweise soll für die Ausschreibung der Leistungen ein Vertragsmuster entwickelt werden, um ein gesundes Essen auch wirklich zu garantieren. „Wir wollen damit eine neue Preis-Wert-Debatte für qualitativ gutes Schulessen starten“, so Schmidt. Schmidt spricht von der „größten Qualitätsoffensive für gesunde Ernährung in Kitas und Schulen, die es in Deutschland je gab“.
Vorschlag ist nicht neu
Der Vorschlag des Ministers ist nicht ganz neu: Bereits seit 2007 bietet die DGE mit ihrem „DGE-Qualitätsstandard für die Schulverpflegung“ Schulen die Möglichkeit, das Angebot einer vollwertigen Verpflegung durch die Zertifizierung „Schule + Essen = Note 1“ auszeichnen zu lassen. Schulen dürfen diese Zertifizierung führen, wenn sie in den Bereichen Lebensmittel, Speisenplanung und -herstellung sowie Lebenswelt (wie Pausenzeit, eigener Speisenraum) bestimmte Kriterien erfüllen. Verbunden mit den Qualitätsstandards sind nicht nur genaue Vorgaben für die Häufigkeit von beispielsweise Getreide, Fleisch und Gemüse im Speiseplan, sondern auch konkrete Vorschläge, wie sich die vorgeschlagenen Zutaten in Rezepten unterbringen lassen.
Für Praktiker ist es allerdings nicht immer ganz einfach, diese Gerichte an die Schüler zu bringen. „Das kann man wirklich nicht eins zu eins übertragen“, sagt der Leiter einer Schulküche in Rosenheim. „Ein neunjähriger Schüler isst nun mal keinen Rote-Beete-Salat.“ Die einheitliche Meinung auf einer Küchenleitertagung im vergangenen Sommer: „Wenn wir nach DGE-Standard kochen würden, könnten wir zumachen.“
Küchenleiter werden kreativ
Dennoch sind dieselben Küchenleiter bereits kreativ geworden. Sie behelfen sich beispielsweise damit, Gemüse in Soßen zu verstecken, um so Schülern mehr Gemüse zu servieren, ohne auf Ablehnung zu stoßen. Ein weiterer Baustein für besseres Schulessen ist deshalb auch nach den Worten Schmidts die Akzeptanz bei den Schülern. Dies gehe nur mit Ernährungsbildung und Partizipation. Hier könne Ernährungskompetenz ganz praktisch mit allen Sinnen stattfinden. Das Ministerium fördert dieses Anliegen mit diversen Aktionen.
Schulen aus ganz Deutschland haben beispielsweise bis zum 17. Juni 2016 wieder die Möglichkeit, sich mit ihren kreativen Wettbewerbsbeiträgen zur Ernährungsbildung zu bewerben, um eine von zehn Übungsküchen zu gewinnen. KLASSE, KOCHEN! ist Teil von IN FORM – „Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Tim Mälzer, der Bertelsmann Stiftung und dem Küchenhersteller Nolte ausgerichtet.
Die BMEL-Kampagne „Macht Dampf! – Für gutes Essen in Kita und Schule“ bietet Informationen und Qualitätschecks zu gesundem Essen in Kitas- und Schulen. www.macht-dampf.de. (dpa, max)