Süße Schokoriegel, konservierungstoffhaltige Instant-Suppe oder koffeeinhaltige Getränke als schnelle Zwischenverpflegung? Alexander Eissing bietet ungesunden Snacks Paroli – mit seinen Livello Snack-Kühlschränken, die den Gast zum Auswählen wie im Supermarkt einladen. (Von Karoline Giokas)
Alexander Eissing ist überzeugt, dass Caterer der GV-Branche ihre Gäste künftig nur zufrieden stellen können, wenn sie neben der klassischen Betriebsverpflegung auch ein 24/7-Food-Konzept zur Verfügung stellen – und das mit von ihnen frisch zubereiteten Produkten. „Genauso rasant, wie sich unsere Workplace-Gewohnheiten in den letzten Jahren gewandelt haben, ändert sich auch das Snacking-Verhalten von Kunden. Sie wollen immer häufiger eine frisch zubereitete Zwischenverpflegung, wann und wo sie wollen“, erklärt der 35-jährige Gründer von Livello.
Damit liegt er vollkommen richtig, denn laut einer aktuellen Studie (Backwerk/Splendid Research August bis September 2018) boomt das Snacking-Geschäft in Deutschland. Die jährlichen Umsätze bewegen sich laut dieser im Milliardenbereich. Zwar würde der Deutsche im klassischen Snack keine Vitaminbombe sehen, lege aber dennoch Wert auf wichtige Grundeigenschaften: „Frei von Konservierungsstoffen“ (32,9 %), „fettarm“ (27,9 %), und „ohne Zuckerzusatz“ (26,9 %) muss ein Snack sein. Genau hier will Alexander Eissing mit Livello (Zusammensetzung von „live“ und „well“) ansetzen: Gesunde Snacks wie Kichererbsen-Quinoa- Salat, Lachs-Lasagne, Hähnchen-Tex-Mex-Wrap, Kürbis-Mango-Eintopf oder Spinat-Grünkohl-Matcha-Smoothie sollen Gästen rund um die Uhr und am besten überall schnell zugänglich zur Verfügung stehen. „Früher oder später wird es den Frische-Snackautomaten genauso wie heute schon den Kaffeeautomat überall wie selbstverständlich geben“, so Eissing.
Günstige Alternative zur Kantine
Entstanden ist die Snack-Kühlschrank-Idee aus eigenen Bedürfnissen Alexander Eissings. Ein Jahr war der studierte Master of Business Administration und Management nämlich auf Weltreise unterwegs, besuchte zahlreiche Großstädte, in denen ein umfangreiches Angebot an frischem Convenience-Food für zwischendurch an jeder Ecke ready to go zur Verfügung stand. „2015 kam ich schließlich zurück nach Deutschland. Hier glich das Angebot eher einer Wüste“, erinnert sich Eissing. „Vor allem am Arbeitsplatz gab es damals noch eine sehr laue Auswahl – wenn es schnell gehen musste, griff man zur Currywurst oder Pommes von der Bude.“
Das Livello-Konzept soll aber keinesfalls Konkurrenz zur klassischen Betriebsverpflegung schaffen, sondern vielmehr eine Erweiterung des Angebots oder eine preiswerte Lösung für alle sein, die eine eigene Kantine nicht finanzieren können, ihrem Mitarbeiterstamm aber trotzdem eine hochwertige Zwischenverpflegung bieten möchten. Der Snack-Kühlschrank mit mindestens 70 Produkten kostet monatlich maximal 500 Euro inklusive Service.
Deutschlandweites Partnernetz
Seit 2016 sind bis heute zunächst an 20 Standorten Kühlschränke mit integriertem Bezahlsystem in NRW im Einsatz. „Wir haben rund zehn verschiedene Prototypen gebaut, deren Funktionen direkt in der Praxis auf Herz und Nieren geprüft wurden“, so Eissing. „Die Geräte haben und werden auch in Zukunft einen ständigen Weiterentwicklungsprozess erfahren.“ Die neue Generation der Livellos geht innerhalb der nächsten drei Monate an den Start.
Das Food-Sortiment besteht indes aus über 300 frischen To-go-, Ready-to-eat- und Readyto-heat-Speisen, Snacks sowie Getränken – auch Gerichte für Kunden mit Laktoseintoleranz, Veganer und Vegetarier sowie glutenfreie und Low-Carb-Snacks sind darunter. Die Lebensmittel stammen von regionalen und zertifizierten Partnern. Dabei achtet Livello auf natürliche Zutaten aus nachhaltigem Anbau. 50 % des Angebots in allen Livello- Kühlschränken sind identisch, den Rest kann jeder Absatzpartner für seinen Standort individuell auf seine Bedürfnisse ausrichten lassen. „Der Kühlschrank bestellt eine Woche im Voraus immer automatisch nach“, erklärt Eissing sein Konzept.
Die Lagerung und Belieferung hat das Jungunternehmen inzwischen auf externe Partner in ganz Deutschland ausgelagert. Diese stocken die Kühlschränke zwei bis zu fünf Mal wöchentlich neu auf. „Die Produkte kommen zum Teil bereits um 4 Uhr morgens im Kommissionierungslager an. Viele unserer Partner haben sich bisher vor allem auf das Mittagsgeschäft konzentriert. Auf diese Weise können sie aber ihre Fahrer und Fahrzeuge noch effektiver auslasten – wir nutzen gegenseitig unsere Synergien.“ Der Abnehmer profitiert dabei von einer perfekt gesicherten Supply-Chain: Er bekommt seine Waren zum richtigen Zeitpunkt in benötigter Menge – so dass am Ende des Tages im Idealfall keine Produkte übrig bleiben.
Ein Kühlschrank, kein Automat
Möglich macht dies die im Kühlschrank integrierte Sensor-Technologie: Der Gast öffnet das Gerät, indem er seine Kundenkarte, Kreditkarte oder sein Handy mit der Livello-App, Apple Pay oder der Google Wallet an eine Schnittstelle hält. Mittels RFIDTag, Sensor oder Kamera erkennt der Kühlschrank dann, welchen Wrap, Joghurt oder Saft der Kunde nimmt und stellt die Kosten dafür in Rechnung. „Uns ist hierbei vor allem die Differenzierung vom klassischen Kauf am Automaten wichtig“, so Eissing. „Der Kunde soll wie im Supermarkt die Möglichkeit haben, sich die Produkte anzuschauen und diese gegebenenfalls auch wieder zurück ins Regal stellen können. Nur die Produkte, die er auch behält, werden abgerechnet.“
Auf Expansionskurs
Aktuell tüftelt das 12-köpfige Team des Düsseldorfer Unternehmens nicht nur an einem kleinen videoüberwachten Konzept-Store, bei dem das System den Besucher beim Betreten des Raumes erkennt und beim Verlassen, die aus dem Kühlschrank entnommenen Produkte abrechnet. Auch sind bereits weitere 400 neue Schränke geplant, unter denen im nächsten Schritt Tiefkühlschränke und andere Non- Foodschränke zu finden sein werden. Bald soll es zudem eine White- Label-Lösung geben – der Abnehmer bekommt dann die Hardware von Livello gestellt und kann diese sowohl mit eigener Software ausstatten, um die gewünschte Kompatibilität mit anderen Schnittstellen zu erhalten als auch mit eigenem Branding passend zur CI versehen.
200 Vorbestellungen von Retailern, großen Caterern und Lebensmittelherstellern, die ihre eigenen Produkte darin platzieren wollen, hat Eissing bereits in der Tasche. „Klar, eine Kantine können wir niemals ersetzen, unser System ist aber beliebig erweiterbar – bereits jetzt gibt es Abnehmer, die in ihrer Hotel-Lobby, Anwaltskanzlei, Agentur oder anderen mittelständischen Unternehmen mehrere Livello-Geräte an einem Standort zur Verfügung stellen.“