Mit der eigenen Tasse zum Eck-Café oder Schnellrestaurant? Schon lange fordern Umweltschützer, den Wegwerf-Wahnsinn bei Kaffeebechern zu stoppen. Auch wenn sich jetzt etwas tut, ist das Problem Verpackungsmüll damit noch nicht aus der Welt.
Der schnelle Kaffee zum Mitnehmen macht der Umwelt schwer zu schaffen. Hunderttausende von Einwegbechern mit Plastikdeckeln und sonstigem Zubehör landen täglich deutschlandweit nach kurzem Gebrauch im Müll. Das ruft Umweltschützer und Politik auf den Plan.
Nach den Kaffee-Ketten Starbucks und Tchibo bietet jetzt auch McDonald’s seinen Kunden an, ihren Kaffee in mitgebrachte Tassen oder eigene Mehrwegbecher füllen zu lassen. Dafür erhalten sie einen Rabatt von 10 Cent. Doch wie viel Müll lässt sich dadurch tatsächlich vermeiden? Und ist das nur Image-Kosmetik für den Fastfood-Riesen? Der steht wegen seiner Einweg-Verpackungen immer wieder in der Kritik – und muss sich derzeit nicht nur im umkämpften Heimatmarkt USA, sondern auch in Deutschland ganz schön strecken. Neuere Burgerbräter und Gastroketten wie Hans im Glück und Vapiano, aber auch Bäckereien, Tankstellen und Foodtrucks wetteifern um die hungrige Kundschaft.
Umbau der Restaurants
Um mehr Gäste anzulocken, steckt McDonald’s viel Geld in den Umbau seiner deutschen Restaurants und wirbt um das Vertrauen der Kunden, zum Beispiel mit einem digitalen „Zutaten-Check“ und eben auch mit der Kaffeebecher-Aktion. Man sei sich der Einwegbecher-Problematik schon länger bewusst und habe daher in den vergangenen Monaten auch im Dialog mit der Politik nach Lösungen gesucht, heißt es.
Ganz neu ist die Idee derweil nicht. Den privaten Becher befüllt seit einiger Zeit auch Tchibo – allerdings ohne Preisnachlass. „Wir liegen ohnehin preislich deutlich niedriger als viele Wettbewerber“, sagt Stefan Dierks von Tchibo. Die To-go-Welle sieht der Nachhaltigkeitsmanager durchaus zwiespältig: „Wir würden den Kaffee natürlich am liebsten ausschließlich in Porzellantassen ausschenken.“ Es sei aber nun einmal ein gesellschaftlicher Trend, dass viele Kunden nicht in der Filiale bleiben, sondern sich zeitsparend den Kaffee für unterwegs kaufen wollen. Diesen Wunsch müsse man bedienen.
Wie viele der Gäste tatsächlich mit eigenem Becher zum Ausschank kommen, hänge auch von der Lage der einzelnen Filiale ab. Am häufigsten werde der Service in Großstädten in Anspruch genommen.Bisher mussten die Kaffeetrinker dafür bei Tchibo – ähnlich wie bei der US-Kette Starbucks – ausdrücklich nachfragen. Mit einem Mehrwegbecher zum Kaufen will Tchibo die Kunden aber bald gezielter ansprechen.
Projekt „Coffee to go again“
Auch Julia Post aus München glaubt, dass man das Thema sichtbarer machen muss, wenn ein Kulturwandel gelingen soll. Vor eineinhalb Jahren hat die Studentin der Politikwissenschaft, die seit kurzem auch Mitglied im Münchner Stadtvorstand der Grünen ist, das Projekt „Coffee to go again“ gestartet. Das Prinzip ist ähnlich wie künftig bei McDonald’s: Bei Cafés und Bäckereien, die einen Aufkleber der Initiative an ihrer Tür haben, sind Kunden mit mitgebrachten Mehrwegbechern oder -tassen willkommen.
Die Anbieter gewähren zwischen 10 und 50 Cent Rabatt – viel Geld, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer diesen aus der eigenen Tasche finanzieren, sagt Post. Deutschlandweit rund 350 Betriebe und Filialen machen bei der Aktion bereits mit, vom Bahnhofskiosk bis zur schicken Cafébar.
Mit all diesen freiwilligen Aktionen könnten die Anbieter möglicherweise Zwangsmaßnahmen zuvorkommen. Mitte Juni hatten die Umweltminister von Bund und Ländern beschlossen, dass der Bund prüfen soll, ob sich die Becher-Flut durch Verbraucheraufklärung und freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft eindämmen ließe. Falls die Zahl der verwendeten Kaffeebecher – zuletzt waren es nach Schätzungen der Deutschen Umwelthilfe rund 2,8 Mrd. pro Jahr in Deutschland – nicht sinkt, sollen auch „Möglichkeiten anderweitiger, rechtlicher Maßnahmen“ geprüft werden, wie es in dem Beschluss heißt.
Auch Julia Post glaubt, dass freiwillige Selbstverpflichtungen allein nicht reichen werden, um die Wegwerf-Mentalität wirksam zu stoppen. Langfristig schwebt der jungen Frau ein Pfandsystem mit möglichst einheitlichen Bechern vor, die die Kunden nach dem Austrinken beim nächsten Café oder Bäcker wieder zurückgeben können.
Bei der Deutschen Umwelthilfe setzt man auf eine Kombination aus privaten Mehrwegbechern und einer Abgabe von 20 Cent auf Einwegbecher. Die machen ohnehin nur einen kleinen Teil des wachsenden Müllbergs aus. Bei mehr als 17 Mio. Tonnen lag das gesamte deutsche Verpackungsaufkommen im Jahr 2013, das waren gut drei % mehr als im Vorjahr.
Allein bei McDonald’s in Deutschland fielen zuletzt knapp 46.000 t an Einwegverpackungen an. Müllvermeidung, mehr Recycling und Mehrweg wären deshalb generell dringend angesagt, heißt es bei der Umwelthilfe: „Die besten Abfälle sind die, die gar nicht entstehen.“ (dpa)