Von allen Mahlzeiten spielt das Frühstück in unserer Wahrnehmung die kleinste Rolle. Warum ist das so? Ein Lichtblick sind zumindest zunehmend clevere Hoteliers, die erkannt haben: Ein gutes Frühstück bleibt dem Gast in Erinnerung und kann die nächste Buchung entscheiden. Und wie sieht es mit dem Frühstück in der Betriebsgastronomie und im Catering aus?
So sieht es aus: Immer weniger Menschen essen ihre erste Mahlzeit am Tag zu Hause. Im Moment verlässt jeder dritte Deutsche das Haus, ohne gefrühstückt zu haben. Aus Stress, Zeitmangel oder auch Faulheit wird unterwegs fix was geholt und in sich reingestopft. Im ungünstigsten Fall ist das ein Schokocroissant vom Bäcker. Der Körper hat nachts während des Schlafs gefastet.
Ohne aufgefüllte Energiedepots sind die Anforderungen des Tages nicht zu schaffen. Ein gesundes Frühstück ist die ideale Basis für einen produktiven und erfolgreichen Tag. Wer morgens gar nichts isst, leidet im Laufe des Vormittags unter Heißhungerattacken, die oft mit Zucker- oder Kalorienbomben bekämpft werden. Mediziner sprechen bereits von Fettleibigkeit, verursacht durch permanenten Frühstücksverzicht.
Warum wird das Frühstück so unterbewertet? Während man im Fernsehen auf fast keinem Kanal einer Kochshow entkommt und die Regale vor Kochbüchern für Mittag- und vor allem Abendgerichte beinahe bersten, spielt das Frühstück nur eine, wenn überhaupt, stiefmütterliche Rolle. Die Auswahl an Titeln ist sehr überschaubar. Wie viele Kochbücher haben Sie zum Thema Frühstück? Keins? Habe ich mir gedacht!
Amerikanische Frühstückskultur
Die Aufgabe einer Betriebsgastronomie ist es, abwechslungsreiche und gesunde Kost für Mitarbeiter und Gäste zu produzieren und zu servieren. Gesunde Mitarbeiter – starkes Unternehmen. Gehört ein gutes Frühstück bei Ihnen mit zum betrieblichen Verpflegungsangebot? Falls nein, könnte es dazugehören? Und im Catering? Wer bietet an und organisiert „Business- Frühstück“? Vielleicht ist es hilfreich nach Amerika zu sehen. In den großen Firmen treffen sich (oft um 6:30 Uhr) Mitarbeiter zum Frühstück. Das dient der gesunden Ernährung und fördert die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander.
Andere gehen ins Schnellrestaurant (Coffee-Shop). Hier hat sich rasant eine boomende Nische entwickelt. Manager ersetzen zunehmend das ausgiebige Dinner am Abend mit Geschäftsfreunden und Kunden durch das so genannte Power-Breakfast. Morgens ab sieben Uhr werden geschäftliche Dinge verhandelt. Kaffee statt Drinks. Bringt mehr, ist billiger und geht schneller. Amerikanisch eben – wie auch dieses: „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“ ist keine ernährungswissenschaftliche Aussage, sondern ein einhundert Jahre alter Marketing-Slogan vom Cornflakes- Hersteller Kellogg’s!
Es fehlt am Marketing
Catering und Betriebsgastronomie haben ein großes Potenzial. Beide Bereiche zeigen sich unglaublich innovativ und kreativ. Nur sind sie nicht homogen und systemisch. So werden einige durchaus darüber nachdenken, wie sich mit einem Frühstücksangebot Auslastung und Rendite verbessern ließen. Andere werden denken „So ein Quatsch!“ Doch es sind die Unruhigen und Neugierigen, welche eine Branche voranbringen. Genau die, welche stets auf der Suche nach der besseren Lösung sind.
Ich kenne Catering und Betriebsgastronomie seit über 25 Jahren. Und ich ziehe meinen Hut vor genau diesen aktiven Menschen, die dafür gesorgt haben, dass mit hoher Gästeorientierung, viel persönlichem Engagement und Know-how Catering und Betriebsgastronomie heute einen hohen Stellenwert genießen und durchweg ein positives Image besetzen können. Leider fehlt es der Branche an einem verstärkenden, übergreifenden Marketing und entsprechender Öffentlichkeitsarbeit.
Richard S. Beerbaum
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Richard S. Beerbaum ist Marketingexperte, Journalist und Autor. Er ist seit über 30 Jahren in der Beratung großer Industrie- und Handelsunternehmen tätig, aber auch mit viel Freude in der Kommunikation für Gastronomie, Hotellerie und Food-Service im Einsatz. Der gebürtige Berliner lebt in Ludwigsburg und ist Partner der Agentur BestPage Kommunikation.